Als sie an diesem Tag mit dem Bus nach Hause fuhr, entdeckte sie auch Flo. Er saß wie immer möglichst allein irgendwo im Bus. Sie wusste nicht, ob sie sich zu ihm setzen sollte, also tat sie es nicht. Beide stiegen wie so oft an der gleichen Haltestelle aus. Der Unterschied war nur, dass sie ihn diesmal ansprach.
“Danke noch mal für deine Hilfe.”
“Bitte. Wie geht es Sandra?”, erkundigte er sich bei ihr.
“Gut, sie ist nur etwas mitgenommen von dem Zeug was die ihr gegeben haben. Unsere Eltern glauben, sie hätte sich eine Sommergrippe eingefangen.”
“Ist vielleicht auch besser so, oder erzählst du deinen Eltern immer die Wahrheit?”
“Nein, ich bin ja schließlich kein kleines Mädchen mehr.” Nein, sie war erwachsen, wenn auch nur vor dem Gesetz. Innerlich war sie genau wie die meisten Teenager in einem Wechselbad der Gefühle und Emotionen gefangen, auch wenn sie es meist sehr gut verstand, diese zu beherrschen.
Beide schmunzelten und unterhielten sich mit oberflächlicher Heiterkeit. Es war ein warmer, sonniger Tag. Der Nachmittag versprach sogar, richtig heiß zu werden. Als sie vor Julias Elternhaus angekommen waren, fragte sie: “Was hast du eigentlich heute Nachmittag vor?”
“Hm, weiß nicht”, gab Flo zurück.
“Was hältst du davon, heute Schwimmen zu gehen.”
“Hm, weiß nicht.” Er wirkt auf einmal etwas unsicher. Nicht weil er nicht wollte. Sondern weil er sich nicht traute. Der Junge mochte zwar recht clever sein. Er war auch in vielen Dingen nicht sonderlich ängstlich. Die Nähe zu Menschen und besonders Mädchen bereitete ihm jedoch oft Schwierigkeiten.
“Sagen wir um 3?”, meinte Julia, die ein Nein nicht gelten lassen wollte.
“Hm, ok”, erwiderte Flo und schluckte zu gleich. Sein Herz machte einen unerwarteten Satz, während Julia durch die Tür ihres Elternhauses verschwand. Ihre Offenheit ließ ihn in seinem Saft schmoren.
***
Mit den Fahrrädern waren sie zu einem Fluss gefahren, der sich ungefähr zwei Kilometer von ihren Elternhäusern durch einen Wald schlängelte. Vor Jahren wurden hier gewaltige Steine in das Gewässer geworfen, um es zu renaturieren. Das Wasser war nicht wirklich warm, doch die schwülheiße Luft hatte ihre Körper soweit aufgeheizt, dass beide begeistert ins Wasser gesprungen waren.