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Der Professor

„Nein, ich muss hier warten. Meine Karte ist leer und ich kann nicht bescheid geben, wo ich bin.“
„Das sollte kein Problem darstellen.“, er griff in seine Jackentasche, holte sein Handy hervor, und reichte es ihr. „Ruf einfach an. Ich habe einen Vertrag, wo ich unbegrenzt telefonieren kann. Das nutze ich eh viel zu selten.“
Vanessa wollte ablehnen, doch hielt sie das Handy schon in ihrer Hand. Sie wählte Jennys Nummer und wartete.
„Danke”, kam es immer noch etwas mürrisch über ihre Lippen.
Der Mann, Mitte dreißig, stand mit seinem Regenschirm über ihr und lächelte nur. Geduldig wartete er, bis die Schülerin endlich anfing zu reden.
„Hallo, Jenny, wo steckt ihr?“
„Oh, Vanessa. Sorry, Babe, wir hatten total den Megastress.“
„Ja, ist ja gut.“ Das war sie schon gewohnt. Bein Jenny war alles Megastress. „Wann kommt ihr?“
„Wie?“
„Ihr wolltet mich von der Käthe abhole.“
„Oh, Fuck. Sorry, Babe, total verpeilt. Du, Babe, ich bin mit Tomi schon auf dem Weg zu seinen Freunden. Wird heute leider nix mehr werden.“ Im Hintergrund hörte sie Tomis Stimme: „Wegen der fetten Schlampe dreh ich nicht noch mal rum. Die ist eh zu blöd, als das sie jemand ficken würde.“
„Du, Babe, ich muss Schluss machen. Wir reden morgen, baba.“ Jenny legte auf.
Benommen hielt Vanessa das Handy in der Hand. Der Professor blickte sie fragend an. „Klingt so, als wären es keine guten Neuigkeiten.“
Sie stand auf und reichte ihm das Handy kopfschüttelnd.
„Nein”, murmelte sie.
„Du wirst wohl nicht abgeholt.“
„Nein”, schluchzte sie.
„Wie kommst du heim?“
„Mit dem Bus in zwei Stunden.“
„Wo wohnst du denn?“
„Neuheim.“ Ihre Stimme klang gleichgültig. Zu sehr hatten die Worte im Hintergrund sind verletzt.
„Ich bring dich hin.“
„Was?“, Vanessa blickte zu ihm auf. Auch wenn sie Stand war er mehr als einen Kopf größer als sie.
„Ich bringe dich heim, du willst doch heim, oder?“
„Weiß nicht”, murmelte sie.
„Dann komm mit.“ Er verstaute sein Handy in der Jackentasche und ergriff ihre Hand. Ohne widerstand ließ sie sich von ihm mit zum Parkplatz ziehen. Fast leblos trottete sie dem Mann hinterher. Ihr langes rot gefärbtes Haar war bereits durchnässt, ihr Gesicht blass. Alles in allem, war sie in diesem Moment ein 163 cm großes und 65 Kilo schweres Häufchen Elend.
Sie hielten vor dem schwarzen Honda Sportwagen des Professors. Er öffnete ihr die Tür und sie stiegen ein. Augenblicke später saß auch er in dem Wagen und sie fuhren los.

One reply on “Der Professor”

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