Manchmal brachte Melissa die Dinge mit nur einem bemerkenswerten Satz voll auf den Punkt! Mit manchen dieser Weisheiten hätte sie mühelos ein Proseminar in “Existentialismus” bestanden.
“Komm, wir ziehen heut Abend um die Häuser und du lachst dir einen netten Kerl an für die Nacht”.
Ein One-Night-Stand, das war Melissas Allheilmittel.
Für sie mochte das ja okay sein. Für mich eher weniger…
Ihre kurzen Affären waren bisher immer gut gegangen. Bis neulich.
Einen Abend nach der “Taxi-Affäre” (von wegen, nur “Einen mit ihm trinken gehen”- Melissa hatte dem schüchternen Kerl gleich im Taxi geil einen abgewichst, bei Melissa zu Hause kam der Junge allerdings nicht mehr so recht in Form, weshalb ihn Melissa nach ihrer “akademischen Viertelstunde”-so nannte sie die Phase, in der sie mit Erektionsproblemen Geduld hatte-einfach raus geworfen hatte!) war sie los gezogen und hatte sich einen Kerl aufgerissen. Im “Copa”, unserem Stammmbistro.
Der Kerl hatte sich schnell als ziemlich perverses und brutales Schwein entpuppt.
Ich saß grade vor Melissas Krankenbett.
Sie sah gar nicht gut aus. Überall im Gesicht grüne und blaue Flecken. Das linke Auge fast ganz zugeschwollen. Rechts ging es. Einigermaßen. Auch das Sprechen war ihr möglich, wenn auch leise und recht undeutlich.
“Carmen, ich versteh es nicht. Im Cafe war er unglaublich charmant und auch die erste Nummer war sehr zärtlich. Und plötzlich dreht der sich um hundertachtzig Grad. Wie ein Mann sich so schnell verändern kann? Hatte der Sprüche drauf! Wir Fotzen würden es alle hart und brutal brauchen. Richtig brutal. Ich dachte zunächst, okay, ein wenig rauer ist ab und zu ganz nett- aber so rau nun auch wieder nicht! Je deutlicher ich ihm klar zu machen versuchte, dass mir diese Gangart nun doch zu hart sei, desto rasender und geiler wurde dieses Schwein! Das Ergebnis siehst du hier…Ich hatte schon mit allem abgeschlossen und dachte, zum großen Finale würde er mich killen…Hatte wohl noch Glück im Unglück…Irgendwann, als ich mich nicht mehr rührte und kaum noch Kraft zum Wimmern und Flennen hatte, hörte er einfach auf und ging…Einfach so…”