Dort angekommen, bat ich meine liebe Begleiterin, noch um einen Abstecher in die im Hotel befindliche Bar. Auch hier speisten wir fürstlich, für die dortigen Verhältnisse und tranken einen gereichten Reiswein. Doch wir beide hatten nur noch Augen für uns und vergaßen was um uns herum geschah. Plötzlich spürte ich ihre Hand auf meinem Oberschenkel, die leicht streichelnd darüber fuhr. Der Zeigefinger meiner rechten Hand strich ihr über den Nasenrücken und sie nahm meine Hand, fest umschlossen legte sie diese auf ihre Wange, mit einem in sich gehauchten Kuss den sie mir durch die Luft zuwarf, einen weiteren Kuss gab sie mir auf die Innenseite meines Handgelenkes. Der Ärmel ihres Kimonos schob sich in Richtung ihres Ellbogens und ich sah ihre Tätowierungen am Arm, die sie schnell zu verdecken versuchte. Doch ich bat sie mir die Tätowierung zu zeigen. Sie sagte, sie sei die Schade ihres Volkes was ich nicht verstand und sie klärte mich auf. Ihr Großmutter war Chinesin die von den Japanern im WK2 vergewaltigt wurde, ihr Großvater hat sie trotzdem geheiratet und sie mit nach Okinawa genommen. Doch das war nicht alles was ich erfahren sollte, denn die Tätowierungen verbarg sie nicht vor mir sondern vor den anderen Gästen in der Hotelbar. Denn ihr anderer Großvater war ebenfalls Offizier im 2 WK und stammte aus einer Familie der Samurai der sie nach alter Tradition aufzog und liebte wie eine eigene Tochter. Es war jedoch so, dass Kinder von Japanern mit Chinesen als Unehre galten und sie sich auch für eine Unehre hielt. Ihre beiden Großväter kannten sich und hielten zusammen, daher sprach sie auch nur Gutes über die beiden Herren, wovon ich ja nun einen der beiden Herren kennen lernen durfte, der in dem Kloster lebt.
Tianyu fuhr fort mit ihrer Erzählung über ihren Großvater der nun als Mönch lebt. „Großvater, war Offizier und hatte Menschleben auf seinem Gewissen, doch heilt die Zeit nach dem Krieg keine Wunden und so habe ich mich entschieden für jeden Menschen den er tötete eine Tätowierung auf meinen Körper setzen zu lassen. Ich bin das was Großvater lebte und er ist nicht nur mein Großvater auch ein Seelenverwandter. So besuche ich ihn im Jahr ca. drei bis vier Mal und gehe an die Stelle an der er seine Frau, meine Großmutter, als Asche verstreute“. Ich unterbrach ihre Erzählung in dem ich ihr über ihre Hand strich und sah, dass sie kleine Tränen in ihren Augen trug und bat sie näher an mich heran zu rutschen, so konnte ich sie in meine Arme nehmen und sie fest halten. Ihr vielleicht den Halt geben den sie suchte oder brauchte. Gemeinsam beschlossen wir beide auf unser Zimmer zu gehen und gingen wie ein Ehepaar händchenhaltend zum Aufzug. Der Ober kam noch zu uns gelaufen und bat uns eine Flasche Reiswein mitzunehmen, was wir beide sehr gerne annahmen. Der Aufzug öffnete sich und wir gingen hinein und fuhren in die zweite Etage. Etwas verhalten ging ich voran und ich hatte plötzlich ein ganz flaues Gefühl in der Magengegend. Ich wusste nicht wie ich mit all dem, was mir Tianyu erzählte, umgehen sollte. Doch sie nahm mir die Entscheidung ab.
Categories