Ich überließ Tamara ihren Träumen und zog mich fertig an. Im Flur begegnete ich Kitty, die gerade aus dem Badezimmer kam und sich, immer noch nur in Slip und Shirt, die widerspenstig emporstehenden Haare trocken rubbelte. Sie fragte mit keinem Wort danach, ob sich das “aggressive, geile Fick-Tier” in meinem Innern beruhigt hatte oder nicht. Stattdessen knuffte sie mich freundschaftlich in die Seite, als wäre da gar nichts zwischen uns vorgefallen. “Und, du Hengst, bereit einen Porno zu drehen?”
Ich zuckte die Schultern. “Ähm, ja klar! So bereit wie immer!”
“Sehr schön.” Kitty grinste. “Kann ich mit dir zum Studio fahren?”, fragte sie dann plötzlich mit unschuldigem Augenaufschlag. “Ich verspreche dir auch, ganz brav zu sein!”
Damit brachte sie mich zu lachen, und natürlich war ihr Wunsch absolut kein Problem. “Klar. Aber kommst du denn später auch nach Hause?”
“Ja, sicher. Heute Nachmittag fahr ich mit Benno ein paar Drehorte ansehen. Er kann mich auf dem Rückweg absetzen. Und jetzt komm doch bitte mit mir hoch in mein Zimmer. Du kannst mir da bei was helfen!”
Neugierig folgte ich ihr die Treppe hinauf. Kittys Zimmer, mit abgeschrägter Decke direkt unter dem Dach, war so chaotisch und unaufgeräumt, wie ich es mir vorgestellt hatte. Die Wände waren mit Pin-up-Bildern von hübschen nackten Mädels und gutaussehenden Kerlen beklebt, dazu gab es ein paar Poster von Bands, die mir nicht das geringste sagten. Auf einem Regal stand zwischen Büchern und DVDs eine Art Trophäe in Penisform. “Der Dildo d´Or, Cannes 2010, für die beste Analszene in “Extreme Teenage Buttplay”, zusammen mit Digger Biggles!”, sagte sie ganz beiläufig, als sie sah wie mein Blick daran hängen blieb.
“Digger Biggles, ist das nicht…”
“Der selbsterklärte dickste Schwanz Australiens, genau!” Sie sah mich mit einer ganz neuen Art von Respekt an. “Erstaunlich, dass du ihn kennst. Er hat nur ganz wenige Filme in Europa gemacht.”
“Er war mal in einer Szene mit Tina Tits, und die kenne ich fast alle.”
“Hei-ho, du bist ja ein echter Fachmann! “Digging for Anal Treasures 3″, geiles Teil, sehr schön gemacht, und mit fettem Budget auf den Kapverden gedreht! Tina hatte ´ne mörderisch heiße DP auf ´ner Yacht, mit Digger und Dino Stallone, ebenfalls keiner von den kleinen Jungs!”
Ich folgte Kitty tiefer ins Halbdunkle ihres Zimmers, wobei ich fast auf einen durchscheinenden rosa Zweiender-Dildo getreten wäre, der auf dem Teppich lag. Ihr Bett war ein wildes Schlachtfeld, und erst jetzt sah ich ein langes, schlankes Frauenbein, das an der Seite heraushing und am oberen Ende unter der Decke verschwand. Irgendwo jenseits davon erblickte ich einen verwuschelten Schopf blonder Haare. Beides gehörte zu Kittys noch tief schlafender Nachtgefährtin, der Bedienung aus dem Restaurant, in dem wir gestern Abend gewesen waren.
Kitty sammelte ein paar Kleidungsstücke zusammen und versetzte der jungen Frau beinahe nebenbei einen Klaps auf den Oberschenkel. “Hey, Schlampe! Zeit zum Aufstehen!” Trotz ihrer Wortwahl war ihr Ton durchaus liebevoll. Das Mädchen allerdings grunzte nur unverständlich, rollte sich herum und schlief weiter.
Kitty stieg in ihre Jeans, und während ich mich noch wunderte, wobei ich ihr jetzt verdammt noch mal denn helfen sollte, drückte sie mir schon einen Pappkarton in den Arm und griff selbst nach einem vergammelten Rucksack, den sie unter einem Berg Magazinen, die erstaunlicherweise nur zum Teil pornographischer Natur waren, hervorzog. “Hier, nimm das. Letztens musste ich mir etwas Arbeit mit nach Hause nehmen, aber eigentlich gehört das alles zu uns ins Archiv.”
Ich warf einen Blick in die Kiste hinein und sah, dass sie alte VHS-Kassetten enthielt, anscheinend durchweg Pornofilme aus den 80-ern und 90-ern, wie ein schnelles Durchschauen ergab. Bevor ich aber nach deren Bedeutung fragen konnte, war Kitty bereits wieder auf dem Weg treppab. Ich folgte ihr, und unten stießen wir mit der mittlerweile völlig angekleideten Tamara zusammen.
“Wollt ihr Frühstück?” Die Schwarzhaarige maß mich immer noch mit hungrigem Blick, doch schien sie nun bereit, mich in Frieden gehen zu lassen.
Ihre Mitbewohnerin, auf einmal wieder voll in Eile, lehnte ihr Angebot ab. “Danke nein, wir essen was auf dem Weg. Aber könntest du bitte dafür sorgen, dass die junge Dame da oben irgendwann den Ausgang findet?”
Tamara verdrehte die Augen. “Weißt du, wie unhöflich das ist?”
“Ihr kannst du gerne Frühstück machen, wenn unbedingt du willst…”
Das dunkelhaarige Mädchen puffte Kitty in den Arm. “Ich meinte unhöflich gegenüber mir! Immer bin ich diejenige, die hinter dir aufräumen muß!”
Kitty zuckte die Schultern. “Tja, so ist das nun mal… eine ist immer die Dumme! Und wenn du uns jetzt entschuldigst, wir beide müssen jetzt wirklich zur Arbeit! Schrecklich wichtiges Zeug wartet da auf uns, weißt du, Blasen und Ficken und Leute bei allerhand Schweinkram filmen, solche Sachen eben…”, und ohne die Reaktion ihrer Mitbewohnerin abzuwarten, zog sie mich bereits durch die Wohnungstür ins Treppenhaus.