“Wirklich nur geblödelt?”
Ich war mir zu dieser Zeit ziemlich sicher, dass es in unserer Ehe noch nie grosse Lügen geben hatte. Deshalb entschloss ich mich zu dem Satz: “Das mit Natalie, das hat doch mit uns gar nichts zu tun.”
Seine Antwort machte mich sprachlos: “Das hoffe ich. Ansonsten sage ich dir sogar: “Leb es aus, wenn du Sehnsucht nach dieser sexuellen Spielart hast.”
Weil ich überhaupt nicht reagierte, fragte er nach: “Hat es in deinem Leben schon einmal ein Mädchen oder eine Frau gegeben?”
Ehrlich sprach ich von ein paar harmlosen Pubertätsspielchen mit einer Freundin. Mir schien, dass ich immer kleiner wurde. Jetzt ärgerte ich mich, dass ist es schon halb zugegen hatte. Für Robert war scheinbar mein Selenleben ein offenes Buch. Er nahm mich in seine Arme, küsste mich lange und beruhigte mich: “Musst keine Angst haben. Du bist und wirst keine Lesbe. Die meisten Menschen möchten irgendwann alles probieren.”
Jeden Augenblick rechnete ich damit, dass er nach Einzelheiten fragte. So kannte ich ihn. Er versuchte immer, bei den Menschen auf den Grund zu gehen. Er tat es nicht, sondern nahm mich nach einem wundervollen Vorspiel noch wundervoller.
Als er am nächsten Morgen aus dem Haus war, klang mir noch immer in den Ohren: “Leb es aus.”
Mit diesem Vorsatz huschte ich in Natalies Zimmer. Sie hatte ihren freien Tag. Tatsächlich traf ich sie doch noch im Bett an. Ihre knallroten Wangen gaben mir Rätsel auf. Hatte sie etwas zu bereuen, als sie mich sah? Oder störte ich sie etwa bei einer intimen Beschäftigung. Gut anzunehmen, denn ihre Hände waren unter der Bettdecke. Es kam mir überhaupt so vor, als hätte sie die Decke bei meinem Anklopfen erst ganz bis an den Hals gezogen. Ich setzte alles auf eine Karte, zog am Deckbett und lachte hell heraus. Splitternackt lag sie da, eine Hand noch zwischen den Beinen. “Du bist gemein”, krähte sie, “wenn du mich schon störst, musst du mein Werk zu Ende führen.” Am Glitzern zwischen ihren Schenkeln konnte ich sehen, dass ich da nicht mehr sehr viel zu tun hatte.