Verficktes Mittelalter! 01
Im Jahre 1286 nach Christus starb der schottische König Alexander der Dritte. Er hinterließ keine Erben, verschaffte jedoch vor seinem Tod seiner Enkelin Margarete die Thronfolge. Da Margarete noch zu jung für den Thron war, folgte eine provisorische Regierung. Margarete starb jedoch bereits 1290. Daraufhin unterstützte der englische König Edward I, der auch im Volksmund wegen seiner Größe Edward Longshanks genannt wurde, mit Erfolg seinen Vasallen John Balliol gegen 13 andere Bewerber um die ungeklärte Thronfolge. Da nach dem „Vertrag von York“ England und Schottland territorial und politisch getrennt waren, versuchte Edward damit sich als Oberherr über Schottland zu setzen, mit König John als Vasallen.
Doch Balliol erhob sich 1296 mit französischer Unterstützung gegen England. Edward schlug ihn noch im selben Jahr in der Schlacht bei Dunbar.
Daraufhin eroberte und besetzt Edward Schottland und ließ es nun durch Statthalter regieren.
Der König hatte nur einen legitimen Sohn. Um die Erbfolge seines Geschlechts zu erhalten, erwarb er für seinen Sohn die Hand der Tochter seines Rivalen: Die französische Prinzessin Isabella.
Und hier beginnt die Geschichte.
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1.
England im Jahre 1296.
London; Westminster Abbey
Das Läuten der großen Glocken der Westminster Kirche hallte durch ganz London. Im inneren Kirchenschiff war der Klang nur gedämpft zu hören. Die Hallen wurden jedoch von lautem Chorgesang erfüllt. Vor dem Altar stand der Sohn des Königs und hielt die zierliche Hand eines hübschen Mädchens. Sie trug ein prunkvolles, weißes Hochzeitskleid, das ihren schlanken Körper anregend betonte. Über ihre gelockte braune Haarpracht und ihr hübsches Gesicht fiel einen hauchdünnen Schleier, der ihr liebliches Antlitz nur verstärkte. Isabella blickte gerade hinauf zu dem jungen Mann, der in diesem Moment ihr Ehemann wurde. Doch Prinz Edward blickte seine junge Gemahlin nicht an. Er hielt ihre Hand und starrte geradeaus zu dem gerade sprechenden Bischof.
König Edward Longshanks stand etwas hinter dem jungen Brautpaar und war mit sich zufrieden. Trotz des Krieges mit Frankreich hatte er die französische Prinzessin Isabella erobert. Bald würde er auch die Gascogne für England zurückgewinnen. Die Gedanken des englischen Königs wanderten zu seinem Feldzug in Frankreich. Er musste schon recht bald wieder aufbrechen. Jedoch wollte er vorher seinen Sohn vermählt und seine Schwiegertochter schwanger sehen.