Als ich aus der Bahn stieg, hörte ich hinter mir noch das Zetern der beiden Studentinnen, und die vergeblichen Beschwichtigungsversuche des Geschäftsmannes. Dann schlossen sich nach einem kurzen Signal die Türen der Bahn. Bahnhof Zoo. Zeit, in Ruhe meinen Schwanz abtropfen zu lassen, hatte ich nicht. Sofort rempelte mich eine alte Oma an, die sich danach überrascht umsah und sich offensichtlich fragte, ob Luft jetzt doch Balken hatte. In letzter Sekunde konnte ich einem jungen Pärchen ausweichen, das mich sonst über den Haufen gerannt hätte. Lautsprecheransagen, hektische Menschen, eine unbeschreibliche Hitze – hier musste ich weg.
Rasch lief ich über den Bahnsteig die Treppe hinab, trat mir beinahe eine zerbrochene Bierflasche in den Fuß, kickte unbemerkt eine leere Hamburgerverpackung zur Seite und blieb schließlich an einem Kaugummi kleben. Fluchend musste ich mich vor die Bahnhofsbuchhandlung stellen, dicht über dem Boden den Kaugummi von meiner Fußsohle pulen und feststellen, dass dieser Ort lusttötend war wie Unterwäsche aus Feinripp.
Hektische, schwitzende Menschen, unfreundlich und aggressiv. Ellenbogen und Schreie, rumpelndes Gepäck und grölende Punks. Aber deshalb war ich ja auch nicht hierher gekommen. Mein Ziel lag woanders. Ich verließ den Bahnhof und trat in die pralle Sonne. Die Granitplatten waren nicht warm, sie waren heiß. Aus alter Gewohnheit stellte ich mich an die rote Ampel an der Hardenbergstraße und wurde mir dessen erst bewusst, als mich ein Mann von hinten anrempelte.
Vorsichtig überquerte ich bei rot die Straße und lief zwischen den Passanten im Slalom unter den Arkaden die Joachimstaler Straße hinauf. Nach hundert Metern erreichte ich schließlich, wonach ich gesucht hatte: World of Sex. Es gab am Zoo nur zwei Sexshops, von denen ich wusste. In einem war ich früher einmal gewesen, hatte mich durch Magazine, DVD-Hüllen und Dildos erregen lassen und mir damals schon gewünscht, einfach meinen Schwanz aus der Hose holen und wichsen zu dürfen. Einfach so. Vor allen Leuten. Als ich mich damals, erregt und geil wie selten, in eine Kinokabine einschloss, war mir am Ende die Lust das Geld nicht wert. Unbefriedigt war ich schließlich nach Hause geschlichen und hatte mir einen Porno aus der Videothek ausgeliehen. Nur das halbe Vergnügen.