Die weiteren Abläufe im Krankenhaus und die Genesung beschreibe ich nicht weiter, ist erotisch ziemlich langweilig. Lustig war allerdings die Kontaktaufnahme mit der deutschen Botschaft. Marion und ich hatten entschieden, vorläufige Personalpapiere für mich als Frau ausstellen zu lassen. Wir wollten an den Zollkontrollen keine Stress haben — optisch Frau mit Personalausweis eines Mannes. Die Botschaft schickte eine junge Verwaltungsangestellte, die einen solchen Fall zum ersten Mal bearbeitete. Sie sollte mit dem Krankenhaus sprechen und auch mich „begutachten”, wohl mit dem Hintergrund, zu prüfen, ob das Ganze auch kein Fake ist. Die junge Frau war total verunsichert. Sie nahm meine Personalien auf, und meine Pass an sich. Irgendwann rutschte ihr doch die Frage heraus, warum ich das hier gemacht habe. Gemäß der Vereinbarung mit dem Krankenhausträger, nichts von dem Irrtum zu erzählen, lächelte ich die Frau an: liebe Frau, jeder lebt sein Leben und ich möchte in Zukunft als Frau leben. Sie sah mich lange schweigend an, dann sagte sie: ich erlaube mir hier eine private Bemerkung. Ich beglückwünsche sie zu ihrem folgenreichen Entschluss, und weiter, willkommen in der Welt der Frauen. Sie werden merken, wie schön das sein kann. Ach, ich habe noch etwas vergessen, welchen Vornamen soll ich denn in ihre vorläufigen Papiere eintragen? Die Papiere die wir ihnen hier ausstellen werden lauten ‚Vorname’ Berger, geborener Michael Berger. Damit können sie bei ihrem Einwohnermeldeamt dann die endgültigen Papiere beantragen und die Zusatzbezeichnung „geborener Michael Berger” streichen lassen. Marion und ich schauten uns verblüfft an. Marion war mal wieder schneller. Sie sagte: sie heißt jetzt Christiane. Ja, der Name gefiel mir.
In der Zeit der weiteren Genesung und Abwicklung der Formalitäten war Marion mir eine große psychische und auch physische Hilfe. Sie kaufte mir die Erstausstattung Wäsche und Kleidung für mich als Frau. Früher hatte ich kein großes Interesse an „so etwas”. Höchstens daran, wie schnell ich die Klamotten von der zu vögelnden Frau runter bekomme. Jetzt betrachtete ich die Sachen unter völlig neuer Empfindungsseite. Ich fand die Höschen und die Hemdchen mit Spagettiträgern hübsch, freute mich über die zwei BHs, weiterhin über eine Bluse, ein Shirt und einen Rock. Ein Paar Pumps mit leichtem Blockabsatz hatte sie auch besorgt. Weitere Sachen kaufen wir zusammen ein, wenn du wieder bei Kräften bist. Während Marion mir die Sachen zeigte beobachtete sie mich ganz genau und registrierte verblüfft meine freudige Erregung. Ich glaube es nicht, haben sie dir hier an deinem Gehirn geschraubt? Du zeigst Verhaltensweisen wie eine Frau. Etwas beleidigt knurrte ich, ich bin ja jetzt physisch eine Frau. Ich bin ja auch erstaunt darüber, wie schnell ich meine neue Situation angenommen habe — ist ja auch nicht mehr zu ändern. Aber noch erstaunter bin ich, dass ich mich auf mein neues Leben als Frau freue.