„Es tut mir leid”, stammelte sie nach einer Weile und begann leise zu weinen.
„Hey, was ist das denn? Komm mal her.” Ich nahm sie in die Arme.
„Ich weiß auch nicht, was in mich gefahren ist. Sonst bin ich nicht so. Eigentlich bin ich sogar total schüchtern. Aber als du mich eben rasiert hast, ist irgendwas in mir durchgebrannt und ich konnte nicht mehr richtig denken.” Mit großen Kulleraugen sah sie mich an. „Ich hab Angst, dass wir uns jetzt nicht mehr so gut verstehen und du jetzt schlecht von mir denkst.”
„Ach Unsinn. Mach dir da mal keine Gedanken drum. Du bist und bleibst die beste Schwester, die ich mir vorstellen kann. Und ich mag dich so, wie du bist. Ich bin froh, dass ich dich habe.”
Ganz fest klammerte sie sich nun an mich.
„Ich bin auch froh, dass ich dich habe.”
„Und was das von eben betrifft:”, fuhr ich fort, „Ich hatte da genau so meinen Anteil dran, wie du. Auch ich denke ständig daran, dass Bruder und Schwester normaler Weise nicht so miteinander umgehen sollten. Aber ich kann meine Gefühle einfach nicht abstellen. Mal bist du meine kleine Schwester, auf die ich aufpassen und die ich beschützen muss, so wie früher, so wie jetzt. Aber vorhin habe ich dich auch mit anderen Augen gesehen. Plötzlich warst du eine Frau, die unglaublich sexy und begehrenswert ist. Eine, die mir den Kopf verdrehen kann und mir das Blut in die Lenden schießen lässt.”
Eine Weile schwiegen wir beide und Tina beruhigte sich etwas.
„Bei mir war es genauso”, durchbrach sie die Stille. „Unter der Dusche hab ich mir erst einen Spaß daraus gemacht, mich nackt vor dir zu zeigen. Ich wollte mich für das Durchkitzeln rächen und dich verlegen machen. Dann hat sich die Situation aber plötzlich völlig geändert. Als du mich so angeschaut hast, durchlief mich ein eiskalter Schauer und ich war mit einem Mal so erregt… Dann hatte ich mich irgendwie nicht mehr unter Kontrolle und wollte nicht, dass es aufhört. Du findest das nicht schlimm?”
„Im Gegenteil. Ich bin total erleichtert, dass du auch so denkst. Ich hatte die ganze Zeit ein schlechtes Gewissen, weil ich dachte, du würdest mir das übel nehmen, wenn ich dich von deiner anderen Seite sehe.”