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Julchen

Das Mädchen steht wieder vor dem Schaufenster. „Gefällt es dir?“ „Oh ja, es ist wunderbar. Ich wünsche mir nichts mehr als dieses Kleid.“ „Willst du denn heiraten?“ will ich wissen. „Nein, mich nimmt sowieso kein Mann und ich will eigentlich auch gar keinen. Ich möchte nur das Kleid. Was hast du denn dort drin eingekauft?“ Wir schlendern langsam die Ludwigstraße hinunter und stehen vor einem kleinen Café. „Wollen wir was essen?“ frage ich sie. „Das kann ich mir nicht leisten“ meint sie mit Blick auf die aushängende Karte. „Ich lade dich selbstverständlich ein“ und schon nehmen wir an einem gemütlichen Zweiertisch platz.
Ich gebe ihr meine Tüte „das habe ich gekauft.“ Sie nimmt das Korsett heraus und ist völlig hin und weg. „Du musst aber eine wunderschöne Braut haben“ meint sie. „Das ist für mich, ich laufe nur tagsüber in diesen Männerklamotten rum, eigentlich bin ich eine Frau.“

Zum ersten Mal sieht sie mich wirklich an und mir läuft ein Schauer den Rücken herunter. Solche Augen hatten mich noch nie angesehen. Sie war von außergewöhnlicher Schönheit, nicht wie die Covergirls auf den Titelseiten der bunten Illustrierten, nein ganz anders, geheimnisvoll. „Ziehst du dann auch solche schönen Kleider an?“ „Nein, ich mag nur das darunter. Jetzt habe ich auch einen Strumpfhalter, Strümpfe und einen Tanga an“ erzähle ich ihr. „Aber im Büro muss ich Mann spielen, denn so steht das in meinem Ausweis.“ Wir essen und trinken eine Kleinigkeit und unterhalten uns über Gott und die Welt. So angeregt hatte ich mich schon seit ewigen Zeiten nicht mehr unterhalten. Die Zeit verging wie im Flug. Ich war den ganzen Tag noch nicht auf der Toilette und die Natur pochte auf ihr Recht. Als ich wieder kam war sie weg. Sie hatte einen Zettel zurückgelassen. „Meine Liebe Unbekannte, es war sehr schön mit dir zu plaudern, aber ich muss jetzt nach Hause. Vielleicht sehen wir uns bald wieder. Viele liebe Grüße Julia.“

Kapitel 2
Den Schock musste ich erst verdauen. „Wo ist das Fräulein denn hin?“ frage ich den Kellner. „Sie ist vor ein paar Minuten gegangen“ und er zuckt mit den Schultern. Traurig bezahle ich und schleiche wie ein geprügelter Hund nach Hause. Nicht einmal das neue Strapskorsett kann meine Stimmung anheben, ich bin einfach tief enttäuscht.

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