Wie ferngesteuert zieht es mich am nächsten Tag nach der Arbeit wieder zu dem Brautausstatter. Ich gehe ein oder zwei Stunden auf und ab, aber das Mädchen ist nirgends zu sehen. Erst als das Geschäft schließt gehe ich traurig nach Hause. Wie sollte ich sie denn wiederfinden? Auch an den nächsten beiden Tagen hielt ich vor dem Geschäft Wache, ohne Erfolg. Dann war Wochenende und ich fuhr hinaus ins große Einkaufszentrum um meine üblichen Besorgungen zu erledigen. Bis hier raus musste ich mein Auto nehmen, bis zur Arbeit war die U-Bahn günstiger. Auf der Straße hinaus ins Einkaufszentrum fuhr ich an einigen Bushaltestellen vorbei. Es waren nicht allzu viele Fahrgäste, die dort auf einen Bus warteten. Plötzlich, ich war schon etwa 100 Meter an der Haltestelle vorbei, durchfuhr es mich wie ein Blitz – dort hat doch die Kleine gestanden! Verdammt, hier kann ich nicht wenden! Was nun? Im Rückspiegel kann ich sehen, wie der Bus in die Haltestelle fährt und das blonde Wesen einsteigt. War sie es wirklich? Oder sehe ich schon Gespenster.
Ich lasse den Bus vorbei und fahre langsam hinterher. Die Linie endet am Einkaufszentrum und der Bus spuckt alle seine Fahrgäste aus. Da – da ist sie! Ja, sie ist es wirklich und sie hat genau wieder das gleiche Kleid und die Strickjacke an. Hier ist Parkverbot, also schnell das Auto irgendwo hin, sonst verpasse ich sie noch. Bis ich einen Parkplatz habe ist sie natürlich weg. Jetzt ganz ruhig blieben, versuche ich mir einzureden, hier musst du sie doch finden!
120 Geschäfte auf 3 Etagen, das muss doch zu schaffen sein. Ich suche die Information „gibt es hier einen Hochzeitsausstatter?“ die freundliche Dame befragt ihren Computer „Nein, also speziell Hochzeitsausstatter kann ich nicht finden, aber wir haben hier ein Spezialgeschäft für festliche Kleider in der 2. Etage im Aufgang C“ höre ich gerade noch und bin schon unterwegs. Juwelier, Sportartikel, Schuhe…ah hier, Festkleider.
Ich bleibe wie angewurzelt stehen, da steht sie vorm Schaufenster. Ein weit ausgestelltes rosa Kleid, das mit Petticoat zu tragen ist. ‚Modell Sissy Zofe’ stand auf dem Sc***d. Sie war der Welt entrückt. „Hallo Julia“ sage ich leise hinter ihr stehend. Sie nimmt mich nicht wahr. „Hallo Julia“ sage ich noch mal etwas lauter. Sie schreckt auf und dreht sich ruckartig um. „Ach du bist es, hallo, ich habe doch gesagt wir sehen uns bald wieder.“ „Gefällt es dir?“ „Es ist ein Traum und bestimmt nicht ganz so teuer wie das Brautkleid. Ich habe meine Sparbüchse geplündert, mal sehen ob es reicht.“ „Darf ich mit rein?“ „Du darfst nicht – du musst!“ Sie sah in dem Kleid aus wie eine Prinzessin, aber der Petticoat musste darunter und natürlich auch das passende Rüschenhöschen. Als sie fertig angezogen war wurde es verdammt eng in meiner Hose. Wenn sie sich wie wild vor dem Spiegel drehte, hob sich das Röckchen ein Stück an und man konnte die Rüschen sehen.