Die Schritte hallten weit, als wir das Treppenhaus nach oben gingen und ich meine leicht wankende Freundin im Arm halten musste. Jetzt schien der Alkohol wohl doch zu wirken. Noch einige Schritte über den Betonboden und wir standen vor meinem Wagen, einem alten, klapprigen Golf, der schon mal bessere Tage gesehen hatte aber sein Tagwerk noch zuverlässig vollbrachte und uns von A nach B fuhr. Während Yvonne noch kichernd an der Seite des Wagens lehnte, schloss ich die Fahrertür auf und wollte gerade ins Auto, um ihre Tür von innen zu öffnen, als mir einfiel, dass ich was vergessen hatte.
„Fuck”, brummelte ich, „die scheiß Karte” und kam aus dem Wagen wieder hervor. „Was?”, fragte Ivy mich grinsend und ich hielt ihr die kleine Plastikkarte vor die Augen. Sie lachte kurz und meinte grinsend: „Wer es nicht im Kopf hat …”. „Ja, ja”, erwiderte ich etwas genervt, während ich wieder in Richtung Treppenhaus lief. „Bis gleich”, säuselte sie mir ironisch hinterher und kramte in der Handtasche nach ihrem Handy.
Ich eilte rasch die Treppen runter, ging zurück zum Automat, zahlte und machte mich auf den Weg zurück. Als ich die Tür zu unserem Parkdeck öffnete, hörte ich plötzlich einen laufenden Motor. Ich wunderte mich etwas, weil ich vorher noch keinen anderen Wagen gesehen hatte und ging in Richtung meines Golfs. Als der in Sichtweite kam, stockte mir fast der Atem. Vor meinem Auto stand ein neuer, glänzend polierter BMW mit laufendem Motor. Aus dem Auto drang laut türkische Hiphop-Musik und davor stand eine Person, die mir nur noch bestens in Erinnerung war. Ali war inzwischen ausgestiegen, stand vor einer völlig perplexen Ivy und grinste sie arrogant an. Ich blieb wie erstarrt stehen und wusste nicht, was ich machen sollte.
Beide hatten mich anscheinend noch nicht bemerkt. Ich hörte Yvonne leise und ängstlich zischen: „Was willst du?”.
„Als wenn du das nicht wüsstest”, sagte Ali grinsend und ging langsam auf sie zu. Yvonne wich nicht zurück, aber man sah ihr deutlich an, wie unangenehm ihr die Situation plötzlich war. Ali trug eine enge, blaue Jeans, glänzende schwarze Schuhe, ein teures Hemd und darüber eine dunkle Lederjacke. Sein schwarzes Haar war zurückgekämmt und alles in allem wirkte er wie ein Zuhälter. „Vielleicht ist er das ja auch”, schoss es mir erschreckend durch den Kopf, während ich dem weiteren Treiben zunächst untätig zusah.