Könnte man für die Belange der anderen Frau seine eigenen Ansprüche zurückstellen? Wie würde es aussehen, wenn es nicht um Mutter und Tochter ginge? Wenn es nur zwei Frauen wären, die zufällig denselben Mann begehrten? Wäre unter diesen Umständen ein Zusammenleben möglich? Selbst bei dieser Ausgangslage schien das Zusammenleben nahezu unmöglich zu sein. Und Jasmin war immerhin ihre Tochter, was alles noch viel schwieriger machen würde.
Wie musste man sich die Beziehung vorstellen? Gehörte Sex dazu und wenn ja, in welcher Konstellation? Es war undenkbar, dass Bernd mit beiden Frauen Sex hatte und dass die Frauen dies akzeptierten. Der erste Punkt war erfüllt. Bernd hatte schließlich mit beiden Frauen sexuell verkehrt. Nur Nadja hatte nichts mitbekommen. Wusste Jasmin, dass Bernd und ihre Mutter weiterhin Sex miteinander hatten? Oder nahm sie an, dass Bernd sich ihretwegen von ihrer Mutter losgesagt hatte? War Jasmin bereit, Bernd mit ihrer Mutter zu teilen? Und wenn ja, wäre Nadja ebenfalls dazu bereit? Wie würde das Ganze praktisch ablaufen? Nadja könnte mit Bernd morgens im Schlafzimmer liegen und sündige Dinge mit ihm veranstalten. Und wenn sie fertig waren, blieb Nadja im Bett liegen, während Bernd in Jasmins Zimmer verschwand, wo er mit ihr intim wurde? Oder wäre ein flotter Dreier denkbar?
Im Geiste stellte sich Nadja diese unmöglichen Szenarien vor. Dass alles schien kaum vorstellbar. Bernd lebte auch gar nicht bei ihnen. Und was wollte Bernd? Hatte er ihr erzählt, dass er seine Beziehung zu Mutter und Tochter aufrecht halten wollte? Er hatte ihr erklärt, dass er Jasmin und sie lieben würde. Schloss diese Aussage ein, dass er bereit war, mit beiden zu leben und Sex zu haben?
Erneut malte sich Nadja diese Bilder in ihrer Fantasie aus. War es so unvorstellbar, als dass es nicht funktionieren könnte? Was war mit ihr selber? War sie bereit, Bernd mit ihrer Tochter zu teilen, wenn sie ihn dafür nicht verlieren würde? Nadja horchte in sich hinein und kam zu der Erkenntnis, dass sie es könnte. Sie malte sich mögliche Situationen aus, in denen die drei Beteiligten gemeinsame Sache machten.
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Nadja musste sich eingestehen, dass sie der Gedanke an diese ungewöhnliche Konstellation erregte. Wie würde sie reagieren, wenn sie von so einer Geschichte lesen oder einen Film schauen würde, der dieses Thema behandelte? Wahrscheinlich würde sie Interesse zeigen und würde wissen wollen, ob und wie es funktionierte. Würde sie die Beteiligten moralisch verurteilen oder würde sie Verständnis aufbringen? Nadja nahm an, dass die besonderen Umstände sie sogar anregen würden.