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Erstes Mal Gruppen

Junge Liebe – Teil 11a

Lange betrachtete er die auf und ab tigernde Blondine und fragte sich, was ihr wohl zugestoßen sein mochte. Irgendwas Schreckliches von der Art, wie Tanja es mit sich herumschleppte, musste auch in ihrer Vergangenheit lauern.
Sie schien immer dominant und selbstsicher, aber Kenni verstand langsam, dass sie sich dabei so sehr auf Peter stützte, wie sie sich zuvor an das geklammert hatte, was ihren Schmerz verursachte. So wie Tanja sich auch an ihr Erlebnis geklammert und an ihrem Hass festgehalten hatte.
Der Unterschied war, dass es nun kein Hass mehr war, der Nadia stützte. Es war Liebe.

Langsam wanderten Kennis Gedanken weiter zu der jungen Frau, die er im Arm hielt. Auch Patty kämpfte mit schrecklichen Erfahrungen. Ihre Hinweise waren es gewesen, die das Mosaik am Ende zusammengefügt hatten.
Sie war nicht wie Tanja und Nadia. Sie war klein gehalten worden. Und nun blühte sie auf. Und zwar nicht dank ihm selbst, wie er sich eingestand.
Vielleicht spielte er gerade mit ihr ein wenig ‚miteinander gehen‘, aber im Grunde war er nur ein unbeteiligter Beobachter. Patty stützte sich auf Nadia und Peter und er war nur zufällig anwesend und durfte daran teilhaben.

Beinahe lächelte er, als ihm bewusst wurde, wie wenig es ihm ausmachte. Er liebte Patty nicht und sie liebte nicht nur einen, sondern gleich zwei andere. Aber solange er mitspielen durfte, würde er nicht Nein sagen.
Die einzige Person, von der er einmal geglaubt hatte, er würde sie lieben, lag dort im Krankenhaus. Und dass es mit ihr nichts werden würde, hatte Kenni schon vor Jahren akzeptiert. Also presste er dem Leben einfach so viel Vergnügen wie möglich ab, wenn er den ‚Hauptpreis‘ schon knicken konnte.

„Vielleicht solltest du dich um sie kümmern“, murmelte er leise in Pattys Ohr. „Sie dreht gleich durch vor Sorge.“
Patty zögerte nicht. Es war, als hätte sie nur auf seine Erlaubnis gewartet. Kaum hatte er es gesagt, war sie schon auf dem Weg, Nadia in den Arm zu nehmen und leise und beruhigend auf sie einzureden.
Es war nicht überraschend, dass es in seinen Augen sogar richtig aussah, wie die beiden Arm in Arm dastanden. Peters zwei Freundinnen, die einander trösteten.
Sollte er nicht eigentlich Neid empfinden bei diesem Anblick?

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