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Erstes Mal Gruppen

Junge Liebe – Teil 11a

„Sie spielt den Drachen“, erklärte Peter derweil den beiden fassungslosen Anderen. „Aber ich glaube, sie meint es gar nicht so.“
„Sabbel nicht, iss!“, bestimmte Renate, bevor dieses Thema zu sehr vertieft wurde.

Während die Rasselbande sich über Wurst, selbstgemachte Marmelade und Brot hermachte, blickte die Rentnerin in die Runde.
Sie konnte das Band zwischen Peter und Nadia sehen. Nur Tage, nachdem die beiden zueinandergefunden hatten, waren sie sich schon so wunderbar nah. Sie konnten keine Minute verstreichen lassen, ohne den anderen wenigstens einmal kurz zu berühren. Und ihre Augen suchten ständig nach ihrem Gegenpart.
Für jemand anderen hätten die kurzen Berührungen der Finger oder die schnellen Seitenblicke vielleicht zufällig gewirkt, aber Renate wusste es besser. Diese beiden gehörten zueinander. So wie es richtig war für Mann und Frau.

Nun… Vielleicht nicht ganz so, wie es richtig war. Sie sah hinüber zu Kenni und Patrizia, die eher jeder für sich aßen.
Was zwischen den beiden vorging, entsprach eher dem üblichen Bild. So wie bei ihnen war es gewissermaßen ‚normal‘ Sie mochten einander. Vielleicht waren sie sogar dabei, sich ineinander zu vergucken. Und in einer anderen Zeit hätten sie gut und gerne in einigen Jahren eine Familie gründen mögen.
Zuneigung, Sympathie und dieses jugendliche Kribbeln im Bauch mochten vorhanden sein oder sich entwickeln können. Aber Liebe auf den ersten Blick war das nicht.

Unbemerkt seufzte Renate ganz leise in sich hinein. Wahre Liebe und das, was am Ende zu einer Ehe führte, waren nicht immer das Gleiche. Schließlich hatte sie selbst auch ihren Ernst geheiratet. Und den Rudolf insgeheim wirklich geliebt.
Vielleicht wäre alles anders gewesen, wenn der Krieg ihn nicht fortgeführt hätte, damit er an irgendeinem unaussprechlichen Ort in Russland den Tod fand. Und erst vierzig Jahre später zufällig in einem Massengrab gefunden wurde, wo er letztlich dank des Rings identifiziert werden konnte, den Renate ihm zum Abschied gegeben hatte.
Nun… Immerhin hatte er keine andere geheiratet, wie sie all die Jahre befürchtet hatte. Welch ein Trost…

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