„Mach keine Dummheiten“, sagte Kenni jedoch genau deswegen mahnend.
„Ich mache, was längst jemand hätte tun sollen“, gab Peter zurück.
„Genau deswegen habe ich es dir nicht erzählt, Peter“, appellierte Kenni noch einmal. „Der Dreckskerl ist es nicht wert, für ihn in den Knast zu gehen!“
„Ich werde ihn nicht umbringen, Kenni“, erwiderte Peter erstaunlich beherrscht. „Aber ich werde ihm die längst überfällige Tracht Prügel verpassen…“
Niemand sagte etwas darauf. Nicht einmal Kenni konnte dazu noch Einwände vorbringen, denn im Grunde stimmte er Peter von Herzen zu.
Und außerdem war er beeindruckt. Es gab eine jähzornige Seite an Peter, die manchmal aus der Verzweiflung geboren ausgebrochen war. Bei solchen Wutausbrüchen hatte Peter durchaus auch etwas Mobiliar zerlegt. Und genau diese Art von Reaktion hatte Kenni befürchtet, wenn sein Freund die Wahrheit erfuhr.
Aber Peter war nicht jähzornig, sondern entschlossen. Wütend, aber beherrscht. Dagegen konnte – und wollte – er beim besten Willen nichts sagen.
Und die anderen beiden waren weit davon entfernt, ihm Einhalt gebieten zu wollen. Nadia betrachtete ihren Freund voller Bewunderung und Patty himmelte ihn auf ihre Weise an. Ob es seine Gewaltbereitschaft oder sein Gerechtigkeitssinn oder die überwältigende Präsenz war, die er gerade ausstrahlte, war für Kenni unklar, aber trotzdem verstand er es irgendwie.
Er fühlte sich ja sogar selbst irgendwie gut dabei, einen Kumpel zu haben, der so offensichtlich bereit war, im Falle eines Falles zuzuschlagen. Selbst – oder gerade – in dieser Situation bewies Peter wieder einmal seine Verlässlichkeit.
Wäre er selbst nur ein wenig mehr wie Peter, hätte Tanja vielleicht sogar sein Interesse erwidert. Und es wäre niemals zu alldem gekommen.
Ein Jammer…
XXVI.
Patty schlug das Herz bis in den Hals, als sie Peter zu seinem Wagen folgte.
Vermutlich war er nicht begeistert, aber sie könnte ihm sagen, wie er am besten zu ihrem Bruder gelangen konnte. Und deswegen musste er sie mitnehmen. Egal was er davon hielt.
Und sie musste dabei sein, wenn Rene endlich bekam, was er verdiente. Für das, was er Tanja angetan hatte. Und stellvertretend dadurch auch für all das, was sie durch ihn erlitten hatte.