So fuhren wir eine ganze Zeit mit ausreichendem Abstand am Ufer entlang, während ich meine laienhafte Neugierde mit allerlei Fragen zu stillen hoffte. Da gerade die Sonne langsam
unterging, schaltete Alois grüne und rote Lampen an und die Silhouetten der Menschen am Ufer verschwammen langsam mit dem Hintergrund. Komm Renate, versuche auch mal! Alois stand
auf, zog mich an der Hand ins Stehen und führte mich an das große Rad. Er setzte sich aber nicht mehr, sondern blieb hinter mir stehen und ließ seine Hände auf meinen liegen.
Schlagartig war ich Hellwach und überlegte, ob das Wirklichkeit war oder bei mir nur der Alkohol wirkte. Aber Alois stand wirklich hinter mir, da er deutlich größer ist reichten
seine Arme leicht an mir vorbei. Ich spürte seine Wärme, roch das alkoholische Getränk etwas aus seinem Atem, es war Wirklichkeit. Mein Herz raste. Sollen wir nicht Umdrehen?
Meine Stimme zitterte etwas. Ja, du hast Recht, da hinten zieht etwas Nebel auf. Wir fuhren einen sehr großen Bogen, aber Alois blieb hinter mir stehen, seine Brust blieb ständig
leicht auf Tuchfühlung mit meinen Schultern. Nicht aufdringlich, aber doch sehr Vertraulich.
Einmal kreuzten wir die Wellen der großen Fähre nach Romanshorn, dabei wurden wir einmal Vorne kräftig angehoben, tauchten dann etwas ein, was das Boot etwas ruckartig abbremste.
Dabei dachte ich einen Augenblick sein Becken an meinem Rücken zu spüren….und etwas hartes parallel zu meiner Wirbelsäule. Ein gewaltiger Schreck durchzuckte mich. Das konnte
doch nicht möglich sein? Schnell wand ich mich aus der Umarmung, duckte unter einem Arm hindurch und setzte mich wieder. War das alles real?
Der Nebel wurde immer schneller viel Dichter. Das ist normal bei uns am See, aber in dieser Situation wurde ich Unruhig. Alois, was ist wenn wir nichts mehr sehen? Er wirkte nun
auch nicht mehr so entspannt, wollte mir aber seine Unsicherheit nicht zeigen. Wir haben Instrumente, damit finden wir nicht zurück, aber einen sicheren Platz. Schau, hier diese
Kugel ist ein Kompass, wir fahren jetzt gerade auf das Ufer zu. Und wenn wir auf den Boden kommen, können wir aussteigen? Nein – Alois lächelte milde. Unter dem Boot hängt ein
tiefer Kiel, wir würden uns vorher festfahren und im ungünstigsten Falle umkippen. Das war einleuchtend für mich. Siehst du das hier? Ja. Das Ding misst die Wassertiefe, wir
fahren jetzt solange, bis wir noch drei Meter Wasser unter uns haben. dann sind wir in Ufernähe und können sicher Ankern, bis sich der Nebel verzieht. Das war einleuchtend. 7 – 6-
5 – 4 Meter. Alois zog einen Hebel gerade nach oben, der Motor wurde leiser, hastete nach Vorne, öffnete einen kleinen Hebel, ein schwerer Anker plumpste in das Wasser, laut
rasselte die Kette einen kurzen Moment, dann fuhr er mit dem Boot rückwärts bis der Motor gegen einen Widerstand arbeitete. Letztlich verstummte das Brummen und ein weißes Licht
oben im Mast begann zu Leuchten. Der Nebel war so dicht, das Ufer war nicht mehr zu sehen, die Stille war beängstigend.