Bis zur Metro war es nicht weit, und da dieser Abend, wie ich fand, Nina gehörte, überließ ich es auch gänzlich, für sie die Pläne zu studieren. Sollte sie doch zusehen, wo es zu ihrem Club ging! Schließlich war ich hier nur Anhängsel. Zum Glück mussten wir aber nicht lange warten, und auch die Zeit in der Bahn konnte ich zu meiner Zufriedenheit mit lauter Musik überbrücken, sodass meine Stimmung gar nicht mal allzu schlecht war, als wir nach dem Aussteigen in eine Seitengasse abbogen und dort vor einem Gebäude mit einem schlecht beleuchteten Aushängesc***d stehen blieben. “Club Nuit Formes”, las ich darauf und lief, meinen Blick auf die Schrift gerichtet, der Tür entgegen. Doch eine große Männerhand hielt mich urplötzlich zurück. “…carte d’identité?”, verstand ich und sah mich nach Nina um, die gerade dabei war, ihren Ausweis einem anderen breitschultrigen Kerl auszuhändigen. Hektisch kramte ich nach meinem Geldbeutel und zog meinen Pass hervor, den ich sogleich Türsteher Nummer eins unter die Nase hielt. “Allemande, hein?” Er schenkte Nummer zwei einen skeptischen Blick. Dieser nickte aber lediglich und winkte uns mit einer desinteressierten Geste durch.
Erst jetzt, da es mir als Vorausgehender zustand, diese Tür zu öffnen, hinter der laut der Bass dröhnte, fragte ich mich, ob es das wirklich wert gewesen war. Das mulmige Gefühl war nun zu Angst herangewachsen, und ich musste mir eingestehen, dass ich mir meiner Sache auf einmal gar nicht mehr so sicher war. Allerdings galt das nicht für Nina! Diese fasste einfach unter meinen Arm hindurch an die Klinke und zog sie auf.
“Denk dran, wenn wir drin sind, kann ich dir auch nicht mehr helfen! Votre souhait est mon commandement!”, kicherte sie und schob sich an mir vorbei, während ich gerade zögerlichen Schrittes den mit Samtteppich ausgelegten Flur betrat. Eine stark geschminkte Frau saß an dessen Ende an einer kleinen Geldkassette, neben ihr ein Preissc***d auf französisch. Nina ging gackernd auf sie zu, und kurze Zeit später prangte der verschwommene Abdruck eines Stempels auf meinem Handrücken. Während ich noch verdattert über die auffallend männliche Stimme der Frau dastand, sprang Nina auch schon wie ein junges Reh zu dem großen schweren Vorhang, der den Gastraum vom Empfangsbereich abtrennte. “Hey, Nina, warte!”, rief ich ihr hinterher, aber da war sie bereits hinter dem wallenden Stoff verschwunden.