“Ah, und ich dachte schon, du wärst alleine hier, als du vorhin so erstaunt vor der Tanzfläche stehen geblieben bist.” Ich spürte, wie ich rot wurde. Und ich dachte, ich hätte ihn zuerst gesehen! Als könne er Gedanken lesen, senkte er seine Lippen neben mein Ohr und fügte fast schon flüsternd hinzu: “Um erfolgreich zu sein, muss der Jäger seine Beute entdecken, bevor sie ihn entdeckt …” Ich glaubte, in der mich umgebenden Hitze zu versengen, so stark war die erotisierende Wirkung seiner Stimme! Dennoch war auch sie auf eigenartige Weise geschlechtslos. Man hätte sie problemlos einem Mann genauso wie einer Frau zuschreiben können.
“Was hat dich denn so erstaunt?”, versuchte er mir dabei zu helfen, wieder klar zu werden.
“Na ja, eigentlich alles: die Menschen, die Einrichtung, die Outfits … Ich kenne selbst von Transfrauen eine derartige Freizügigkeit eigentlich nur vom CSD.”
Er lachte auf und berichtigte: “Das meiste davon sind doch gar keine Transfrauen, sondern einfach nur Männer im Fummel, die der Überzeugung sind, dass ein weibliches Äußeres zusammen mit einem Schwanz zwischen den Beinen die perfekte Mischung ausmacht!” Eine Pause entstand, die er nutzte, um sich nach einem fragenden Nicken auf den Platz mir gegenüber zu setzen. Ich begann merklich zu schwitzen. Wo sollte das nur hinführen?
Kaum hatte er sich niedergelassen, schien es, als wolle sein verschwörerischer Ausdruck mir irgendetwas mitteilen, das sein Mund jedoch nicht formulieren konnte. Sein Blick sprach Bände, doch seine Lippen sagten nur: “Ich denke nicht so.” Ich musste mir eingestehen, dass ich keine Ahnung hatte, wovon er sprach, und probierte es deshalb mit einer Frage. “Und was denkst du?” Sein durchdringender Blick wurde augenblicklich intensiver und schien mich regelrecht durchbohren zu wollen.
“Was meinst du denn, was ich denke?” Unfähig, eine adäquate Antwort zu finden, versank ich in meinem Sitz und fummelte mir fahrig eine blonde Strähne aus dem Gesicht.
“Du hast mit dieser Szene hier eigentlich nichts am Hut, nicht wahr?” Sein Lächeln war so liebevoll, die Art, wie er mich ansah, jedoch von solch bohrender Intensität, dass es mich schauderte. Betroffen schüttelte ich den Kopf und nahm einen weiteren Schluck. “Gestattest du mir, dir etwas zu zeigen?”, bot er mit einem anzüglichen Unterton an, und in mir taten sich Bilder von blutigen Striemen und dunkelblauen Flecken auf.