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Das Geheimnis von Andre

Ehe ich mich versah, fand ich mich keine fünf Minuten später im Getümmel wieder. Der Fremde ging voraus und führte mich an der Hand zielstrebig durch die Menge. Um meiner zunehmenden Anspannung Luft zu machen, versuchte ich mich ein wenig von dem Gedanken abzulenken, auf welchem Weg wir uns befanden, und wollte neugierig wissen: “Wie heißt du überhaupt?” Ohne nach hinten zu schauen, schlangen sich seine filigranen Finger enger um meine Hand, während sich die Menschenansammlung verdichtete und ich lediglich ein knappes: “André!”, verstand. Ich fand es war ein schöner Name, der hervorragend zu ihm passte, jedoch fehlte mir einerseits der Mut, ihm das so direkt zu sagen, andererseits war es wohl gerade der unpassendste Moment, den man sich nur vorstellen konnte.

“Und wie alt bist du?”, rief ich erneut durch die Menge. Ich glaubte, ein amüsiertes Lachen zu vernehmen und er erwiderte: “Mindestens zehn Jahre älter, als du mich schätzt! Und jetzt komm!” Was sollte diese Antwort? Es schien mir mehr als unglaubwürdig, dass er älter als Ende zwanzig sein könnte! Er ließ mich vor einem Rätsel stehen, dessen Natur ich nicht einmal im Ansatz verstand. Hatte es womöglich etwas mit seiner Androgynität zu tun?

Selbst während er die Doppelschwingtür aufstieß, verlor sein Körper nichts an Geschmeidigkeit, und ich fand es ein wenig bedauerlich, dass sich dahinter eine noch düsterere Räumlichkeit auftat, wodurch die Linien seines schlanken Körpers in der schwarzen Bekleidung mit der Dunkelheit verschwammen. Seitlich registrierte ich schwere Samtvorhänge ähnlich dem, welcher den Gastraum vom Empfang abtrennte. Manche standen offen und brachten im schummerigen Licht bizarre Möbelstücke zutage, wohingegen andere geschlossen waren, um die darin befindlichen Partner vor neugierigen Blicken zu schützen. Nur wenige Leute hier ließen den von ihnen besetzten Bereich unverhüllt, damit ein jeder sie bei ihren absonderlichen Lustspielen beobachten konnte. Auch die Musik war hier drinnen viel leiser, und man hörte scheinbar von überall her Geflüster und Gestöhne, das bloß ab und an vom beißenden Klatschgeräusch eines Schlaginstruments übertönt wurde.

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