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Fetisch

Der Beginn des neuen Jahres

Mit einem großen Schluck Bier versuchte Peter diese Erkenntnis sacken zu lassen. „Das hier ist Köln.“, erklärte Mara. Peter nickte. Es ergab mehr und mehr Sinn. Die Frauen tanzten meistens miteinander. Das Laszive galt nicht ihm, nicht den blondierten Jungs am Wegesrand und auch nicht Klaus. Die jungen Männer kleideten sich aus sehr speziellen Gründen derart farbenfroh, nicht bloß weil sie jünger waren als er. Nur so halbironisch waren alle ausgeflippt, als YMCA lief. Peter schaute ungläubig zur Seite. Mara grinste. Es war die letzte Motivation, die er für seinen Lachanfall noch brauchte. Wieder standen sie im Mittelpunkt des Interesses. Während er sich beruhigte, nahm Peter noch ein Kopfschütteln von Klaus wahr, das wohl ihm galt. Er schaute dieses junge, sexy Geschöpf neben ihm lange an. Beide grinsten. Weitere Lacher überkamen ihn, als er sagte: „Natürlich hab ich das gewusst.“ Maras Augenbrauen zuckten kurz nach oben, dann leerte sie ihr Bier. Auch Peter nahm den letzten Schluck aus seiner Flasche. „Die gute Nachricht ist …“ Mara machte eine dramatische Pause. „… jetzt wo du es weißt, kannst du die Sache etwas lockerer angehen und hier nicht betrübt in der Ecke sitzen. Okay?“ – „Und ich dachte, ich wäre wegen meines Alters hier etwas fehl am Platze.“ Er feixte Mara zu. Sie schüttelte den Kopf. „Glaub mir, keiner hat hier was gegen ältere Männer. Eher im Gegenteil.“ Ihr Kopf deutete auf einen jungen Mann, der etwas abseits stand und sich an seinem Bier fest hielt. Er schien sie, genaugenommen Peter, zu beobachten. Peter nickte. Er fühlte sich etwas geschmeichelt. „Und hast du etwas gegen Schwule und Lesben?“ Ihr Lächeln ließ vermuten, dass sie die Antwort bereits erahnte. „Nein.“ – „Gut. Dann können wir ja eine Runde tanzen.“ Die zarten kleinen Hände legten sich in seine und zogen ihn hoch. Leichter Schwindel vom Alkohol. Noch einmal schüttelte er ungläubig den Kopf.

Mara zog ihn in die Mitte der Tanzfläche. Ihr Haar zerzauste sich in Windeseile. Die nackten Schultern wippten im Takt, dann begannen ihre Füße sich zu bewegen. Wenn Peter tanzte, ließ er zu sehr die Füße auf dem Boden, wie so viele Deutsche. Er kannte das Problem, war aber nie imstande gewesen, etwas dagegen zu machen. Und jetzt hatte er immer noch Hemmungen. Wegen des Altersunterschieds und vor allem wegen ihrer Attraktivität. Ihre Hüften kreisten verführerisch. Auch wenn das Gericht nicht mehr auf der Karte stand, ließ es einem doch das Wasser im Mund zusammen laufen. Peter begann mit den Armen zu rudern und ließ sich so sehr gehen, wie es diese Art von Musik ihm erlaubte. Aber der Alkohol entfaltete seine Wirkung. Mehr und mehr legte Peter seine Hemmungen ab. Er genoss den Tanz mit Mara. Auch wenn er nicht zu genau hinschauen durfte. Ihre Bewegungen konnten einen Mann schwach machen. Und nicht nur die Männer. Viele der jungen Frauen beobachteten, wie Mara tanzte. Ihre kleine, blonde Freundin Sylvia hatte selber aufgehört zu tanzen und beobachtete ganz genau. Ihre Miene verfinsterte sich mehr und mehr, denn der wackelnde Hintern ihrer Freundin zog mehr und mehr Blicke auf sich. Mara hatte kein Problem damit, Peter in ihren lasziven Tanz mit einzubeziehen. Plötzlich befand sich einer seiner Oberschenkel zwischen ihren Beinen, während sie alles wackeln ließ. Kurz genoss Peter das sehr, dann wurde er unsicherer. Wirklich alle guckten jetzt zu und große Verärgerung stand in Sylvias Gesicht. Und die Blicke der jungen Männer verwirrten Peter umso mehr. Ob es ihnen gefiel, ihm beim Tanz mit einer Frau zu zu sehen? Klaus stand der Mund offen, wie er Peter da sah. In Gedanken schüttelte Peter wieder den Kopf über seinen Freund. Er ging fest davon aus, dass dieser nicht verstand, auf was für einer Fete sie hier waren. Bewunderung für Peter sorge dafür, dass Klaus Maulaffen feil hielt. Das genoss Peter dann doch sehr. Sein Freund hatte ihn schließlich aus niederen Motiven auf diese Party gezerrt und sich dann nur mit seiner Flamme unterhalten. Und auch wenn Peter nicht richtig sauer werden konnte – schon allein aus Mitleid für Klaus, denn er würde schon bald sein romantisches Interesse an Claudia begraben müssen – so wollte er diesen kurzen und ja eigentlich falschen Triumph genießen. Verwegen griff er hinter Maras Rücken und zog sie näher an sich ran. Es hätte Sylvia kaum mehr missfallen können. Das Tanzpaar drehte sich. Jetzt war es Mara, die ihrer Freundin in die Augen schauen konnte. Ein abschätziges Lächeln bildete sich auf Maras Lippen. Ihre Augen wurden kalt, als sie ihre Freundin erblickte. Feuchter Atem an Peters Wange und Arme hinter seinem Rücken. Wohlgeformte Brüste schmiegten sich an seine Brust. Sein Oberschenkel steckte immer noch zwischen Maras Beinen. Sie war einen Kopf kleiner als er und ihr Kopf wanderte unter sein Kinn. Der Geruch von Früchte-Shampoo stieg ihm wieder in die Nase. Irgendwo am Hals spürte er plötzlich Lippen. Nur ganz flüchtig. So flüchtig, dass ihn die Frage, ob es Absicht war, in den Wahnsinn zu treiben drohte.

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