Seine Hände griffen das Waschbecken. Das kalte Porzellan sendete Impulse von den Fingerspitzen durch seinen ganzen Körper. Kühlend. Beruhigend. Der Wasserhahn wurde aufgedreht. Kaltes Wasser landete in Peters Gesicht. Seine Hände formte er zur Schale. Dreimal trank er vom Kranwasser. Er atmete, ja prustete durch. Er schüttelte den Kopf über sich selbst. Über die Frauen. Über die Menschheit im Allgemeinen. Sein Ständer verschwand. Größtenteils vor Scham. Dennoch vibrierte es in seiner Hose. Es war sein Handy. Eine Textnachricht von Klaus: Was zum Teufel? Wieder schüttelte Peter den Kopf. Er raufte sich die Haare und betrachtete sich im Spiegel. Jeans und Hemd. Sein Standard-Look für Partys. Das hatte er immer als legér und locker genug empfunden, aber hier und heute war er ein Spießer. So fehl am Platze, wie ein Känguru am Nordpol. Er guckte sich selbst zwischen die Beine: „Nichts als Ärger machst du.“ Die oberen Knöpfe seines Hemds öffnete er. Cooler wirkte er damit aber nicht. Die kleinen Falten im Gesicht, vor allem auf der Stirn. Die vereinzelten grauen Haare, die ihm seine Scheidung eingebracht hatte, und aus dem dichten Braun hervor schimmerten und ihn verhöhnten. Die Müdigkeit der Augen. Er rappelte sich zusammen und griff zur Türklinge. Von draußen erschallte es: „9, 8, 7 …“ Sein Blick ging nach oben. Er klagte gen Himmel: „Ohja, bitte weg mit 2012!“ – „3, 2, 1“ Sektkorken knallten. Lautes Gekicher. Zugeproste. Schallendes Lachen. Das alles wartete Peter ab, dort hinter der Badezimmertür. Nach einigen Minuten drückte er die Klinke beherzt nach unten. Irritiert, mit großen Augen, formulierte Klaus das als Frage an Peter: „Frohes, neues Jahr?“ Peter nickte: „Frohes, neues Jahr, du Depp!“ Klaus’ Irritation wuchs noch. Peter griff seinen Freund bei den Schultern, drehte ihn umher. „Siehst du das? Das ist nicht unser Terrain! Und nicht weil wir zu alt sind! … Naja, nicht nur deswegen …“ Er schaute seinem Freund in die Augen, während er ihm den Start ins neue Jahr vermasselte: „Claudia ist lesbisch. So wie der Rest hier auch.“ Klaus lachte und wollte nicht verstehen. „Hä?“ Wie zum Hohn kam ein bekanntes Lied einer Hamburger Hip Hop Band über die Lautsprecher. „Aber du bist doch gerade voll bei der Kleinen da gelandet … irgendwie … glaub ich … bis …“ Klaus’ Verwirrung stieg in ungekannte Höhen. „Nein, bin ich nicht. Ich hab mich lediglich zum Affen gemacht, wie schon seit Jahrzehnten nicht mehr. Meine Güte!“, klagte Peter.
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