Die langen Haare wurden zu einem Knoten sorgfältig hochgewunden, die Augen sehr dunkel betont, wollte ihnen damit mehr Wirkung verleihen. Pünktlich um 5 ruckte das Boot zweimal in die Festmacher, wir waren also da. Renates Herz schlug bis an den Hals. Gespannt sah sie zum Niedergang, wo als erstes Waldemar mit einem großen Topf erschien, diesen Sofort abstellte und sie flüchtig Umarmte, etwas verlegen ansah.
Gleich hinter ihm folgte ich, Waldis Partnerin und Renates beste Freundin, mit einer großen Schüssel und zwei Tüten, die sie auch sofort abnahm und mir in die Arme fiel, mich unglaublich fest drückte. Leise sprach ich in unserer Heimatsprache ins Ohr: Ach Renate, was machst du nur für Sachen? Dann hielt sie mich an den Schultern und sah mich verlegen lächelnd an.
Gerade wollte ich etwas sagen, da fiel sie mir ins Wort: Waldi, kannst du bitte den Tisch decken? Wir essen jetzt erst mal etwas. Während mich Renate immer noch an den Schultern hielt, ich sie mit meinen großen braunen Augen lange Nachdenklich ansah, stellte Waldi den Topf auf die Spiritusflamme und begann den Tisch zu Decken.
Gut siehst du aus, Renate. Danke, du auch, Sina! Ich sah ebenfalls an ihr herab, sie hatte wie ich auch sehr förmliche Garderobe gewählt, ich trug ein langes, weites Kleid, für die Kälte inzwischen waren die Schuhe eigentlich zu zierlich und das Kleid eigentlich zu Luftig, meine mittlerweile längeren braunen Haare zu einem kunstvollen Zopf gewunden. Meine großen Augen hingegen brauchten keine Betonung um zu Wirken. Sie nahm den Abend anscheinend auch sehr ernst. Dann umarmte sie mich wieder.
Setzt ihr beiden euch schon mal? Waldemar riss uns aus den Gedanken, schnitt gerade Baguettes in Scheiben. Am Tisch fragten wir Renate was sie denn so die ganze Zeit in Italien mache und die erste Stunde musste sie alles ganz genau erzählen. Zusammen mit einem Gläschen Wein wurde die Stimmung etwas entspannter, aber nicht ausgelassen wie sonst.
Das schwierigste Thema lag noch im Raum, das wussten alle Anwesenden. Nach der leckeren Mahlzeit räumte Renate den Tisch ab, stellte eine Kerze auf den Tisch, verlöschte das Licht, setzte sich Bedeutungsschwanger an den Tisch, nahm eine Hand von mir und eine von Waldemar, Waldemar tat ihr gleich und wir saßen im Dreieck um die Kerze.