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Eine stille Beobachterin

Blieb im Grunde nur noch Renates Wohnung, wo aber vermutlich noch ihr weiteres Problem in Form der Ex-Freundin Anna Maria wohnen würde. Waldemar beschloss für beide, dass Renate das Problem jetzt lösen sollte und er ihr dabei beistehen werde. Was sollte noch schlimmer kommen als es schon war? Wenn Sch….. dann richtig Sch…..

Wieder mit dem Bus fuhren sie in den anderen Ortsteil, gingen gespannt die letzten paar Meter von der Haltestelle den Berg hinauf. Die Rollos an der Dachwohnung waren alle geschlossen, Renate war mehrere Monate schon nicht mehr hier gewesen. Die Wohnungstüre war nur ins Schloss gezogen, nicht verriegelt. Waldemar öffnete alle Rollos, kippte die Fenster. Auf dem Küchentisch lag ein Schlüssel neben einem Kuvert, welches Handschriftlich Renates Namen trug. Ein Zimmer war gänzlich leer, die Wohnung komplett geputzt, nur noch ein Bild von Anna Maria hing an der Wand im Flur: Es zeigte den Helicopter, in dem Renate damals ganz zu Beginn der Beziehung zusammen mit Anna Maria und Urs mitfliegen durfte.

Waldemar hielt Renate den Umschlag unter die Nase, als diese den Kopf schüttelte öffnete er ihn selber und flog über die Zeilen. Ich schätze dein Problem hat sich von alleine gelöst. Dem Datum nach ist sie vor vier Wochen ausgezogen. Den Rest kannst du ja mal lesen, wenn dir danach ist, scheint wirklich sehr Persönlich, das will ich nicht lesen.

Renate nahm ihm den Brief aus der Hand, riss ihn in mehrere Stücke und warf ihn in die Closettschüssel. Mit Sinara werde ich jetzt alles andere auch Beerdigen, wir müssen einen Neuanfang finden. Ein kurzes Telefonat mit Waldemars Vater, in dem Renate einen Termin vereinbarte, das andere wollte Waldi seinen Eltern persönlich mitteilen. Eine schnelle SMS an Luzia. Dann setzten sich beide auf das Sofa, zogen eine Decke über sich, Sie lehnte ihren Kopf an seine Schulter und Beide fielen in einen mehr dösenden Schlaf, wo immer wieder die Erlebnisse der Nacht in Bildern durchzuckten.

Am späten Nachmittag wurden sie von Sturmläuten an der Türe geweckt. An der Gegensprechanlage meldete sich Luzia, wurde ganz nach oben beordert. Ohne eine Begrüßung abzuwarten stürmte sie in die Wohnung, drückte Renate einen Autoschlüssel in die Hand und begann sogleich überdreht zu Plappern. Sie schien Überglücklich zu sein, hatte schwarze Ringe von einer durchgemachten Nacht unter den Augen, hüpfte wie Rumpelstilzchen ungeduldig umher. Schön hast du es hier, Renate. Sie bemerkte nicht die gedrückte Stimmung, quatschte ohne Punkt und Komma, zappelte wie das Äffchen mit der Trommel aus der Batteriewerbung.

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