Meine Beisetzung war dann erst am nächsten Freitag. Es waren nicht viele Menschen da, obwohl ich mit noch weniger gerechnet hätte. Renates Ex-Mann, der mich immer als durchgeknallte Russin titulierte, ihre beiden Kinder, Alois und Anna Maria, die ganz weit abseits stand, um Renate nicht zu Provozieren. Sogar mein alternder Ex-Mann kam, der mich damals nach Deutschland geholt hatte. Er schien aufrichtig traurig zu sein, trotzdem ich ihn damals ziemlich schändlich verlassen hatte.
Dazu noch einige flüchtige Bekanntschaften und ehemalige Kollegen von Arbeit und Sprachenschule. Das Wetter war untypisch: strahlender Sonnenschein, singende Vögel, für die Jahreszeit ungewöhnlich mild. Aber es war gut, dass sie sich von mir offiziell nun Verabschieden konnten und wieder so etwas wie Normalität in ihre Leben einkehrte. Und ich für mich war immer sicherer, hier oben würde ich noch nicht bleiben dürfen, leider. Sie hatten etwas mit mir vor. Hier oben können sie das nicht mehr verheimlichen.
Vier Wochen später war mein Waldemar nun so weit, dass er unsere kleine gemeinsame Wohnung auflösen konnte. Er hatte nicht mit Renate darüber gesprochen, aber irgendwie war zwischen den beiden Klar, dass er bei ihr Wohnen bleiben würde. Sie hatte ihn soweit. Er war in ihrem Netz aus fürsorglicher Zuneigung und sanfter Erotik gefangen. Er zog zwar hoch offiziell in das kleinere Zimmer zu einer Wohngemeinschaft ein, aber beiden war klar, dass es später das Kinderzimmer werden müsste. Zudem schlief er jetzt jede Nacht bei ihr in dem großen Wasserbett.
Böse Zungen behaupten immer noch Renate hätte Mich gestoßen, um Waldi für sich zu Haben. Mittlerweile hat aber selbst der Staatsanwalt nach Befragung mehrerer unabhängiger Zeugen festgestellt, dass es ein unglücklicher Unfall war. Denn Renate war mehr als zwei Lastwagenlängen und Waldi mehr als eine Gehsteigbreite von mir entfernt gewesen. Es war angeblich das Verschulden des Lastwagenfahrers, der mit bald 85 Kilometern in der Ortschaft gefahren ist. Dies sollte also auch die größten Zweifler ruhig stellen. Waldis rüpelhafter Kinnhaken blieb ungestraft.