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Die Traumfrau

Der erste Dienstagabend, wir waren 8 Bildungswillige im Klassenzimmer einer Berufschule. Sechs Frauen, eine prahlte sofort lautstark damit daß sie einen spanischen Freund hätte.
Zwei Männer, einer ganz Jung, einer ganz Alt. Gespannt warteten alle auf L. Fereiras. Mit dem alten Mann tippte ich Vornamen. L wie Lorenzo, Lazlo, Lazaro, Leonardo, Leonides. Mit
etwas Verspätung betrat eine kleine schwarzhaarige Frau schwerbepackt hektisch das Zimmer. Versuchte sich zu Orientieren, legte ihr Gepäck auf den Schreibtisch. Aha, eine Dozentin
also. Verpflichtete sofort den jungen Mann einen Diaprojektor aufzubauen, stellte sich gespannt Betrachtet vor als Laura Fereiras. Mit unverkennbarem deutlichen Akzent. Der alte
Mann und ich waren Erleichtert: Eine Muttersprachlerin. Der junge Mann und der alte Mann diskret Interessiert: Eine weiblich ansprechende Muttersprachlerin.

Wir warteten auf endlose Buchvorschriften, Heftformate, CD-Sprachhilfen, Unterrichtsformalien. Nichts davon. Wir bekamen einen einfachen Hefter ausgeteilt. Der Raum verdunkelte
sich, es ertönte leise südamerikanische Musik, Bilder auf einer Leinwand erschienen. Sie sprach mit sehr einfachen Worten und Sätzen zu Uns – in Spanisch! Erklärte Bilder und ganz
alltägliche Situationen darauf, stellte uns Fragen dazu, erklärte Vokabeln. Sofort waren wir in ihre Welt eingetaucht. Sie duldete keine deutschen Worte. Im Hefter waren
auszugsweise dieselben Bilder kopiert, in welche wir uns Notizen hinein kritzelten.

Ich war fasziniert. Von hinten im Raum ihre warme wohlklingende Stimme, wie sie uns freundlich ermunterte zu Sprechen, wie sie uns einfühlsam Verbesserte. Die leise Musik nahm das
Gefühl von strengem Unterricht. Erst die Pause ergab Gelegenheit Laura genauer zu Betrachten. In erster Reihe um Laura herum die schwätzende Prahlerin. Flankiert von den beiden
hochinteressierten Männern. In der zweiten Reihe vier dezent neugierige Damen. In der dritten Reihe ich. Kritisch beäugend. Laura hörte geduldig zu, heuchelte Interesse. Immer
wieder suchte sie ganz Kurz meinen Blick, versuchte bestimmt mich Einzuschätzen. Ich war noch dabei mir ein Bild von Ihr zu Machen.

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