Wissen deine Eltern daß wir kommen? fragte ich sie, als wir auf einen Bus warteten. Nein, antwortete Laura, diese Überraschung wollte ich uns gönnen. Ich sah sie seit 12 Jahren
nicht mehr, mein Gatte fuhr nie mit mir nach Hause und verbot mir später sogar eine Heimreise. Ihm war das alles zu Ärmlich, zu Ausländisch, keine Ahnung warum er sich dann keine
deutsche Frau gesucht hatte. Höflichkeit verbot mir eine offene Antwort. Staunend zog ich die Umgebung, Gerüche und Stimmung in mich ein, es wurden so ziemlich alle Klischees
bedient die von Südamerika existierten. Aber ich fühlte mich sofort wohl. Alles war so Unaufgeregt, Ruhig und Überschaubar. Nur die Menschen sprechen einen starken Dialekt, ich
verstand noch wenig. Den Fahrplan hingegen konnte ich Lesen und Deuten, auch die Fahrkarten korrekt ordern.
Den restlichen Weg zum Elternhaus musste sich Laura durchfragen, zu viel hatte sich über die Jahre verändert. Dafür wuchs unsere Gruppe an, alles Menschen die Laura von früher
kannte, die jetzt unsere schweren Rucksäcke trugen. Mir kamen die Leute auffallend kräftig vor, allesamt ausgesprochen freundlich. Ihre Eltern fielen aus allen Wolken. Lautstark
und Wortreich wurden wir begrüßt, binnen kürzester Zeit war eine beachtliche Zahl von Menschen versammelt. Wer Familie, wer Freund oder Nachbar war konnte ich nicht differenzieren,
alle waren gleichermassen erfreut und willkommen. Das Grillfest am Abend jedenfalls war aus dem Stehgreif heraus so aufwendig gestaltet, dies konnte nur eine ganze Gruppe von
Menschen organisiert und finanziert haben. Alles für uns Beide.
In Deutschland wäre das Undenkbar, wo Menschen in ihren Wohnungen nach dem Ableben oft Monatelang nicht gefunden wurden. Hier schien der halbe Stadtteil eine Familie zu Sein.
Kinder sind Frei und doch Behütet, die Alten respektvoll integriert. Jeder wollte auch mit mir Quatschen, fand es gut daß ich ihre Sprache versuchte, unterstützten mich beim
Plaudern durch einfache Worte und gezähmten Dialekt. Hier musste keiner Einsam sein, wenn er es nicht wollte.