Das Abendessen mit Marek war doch noch ganz amüsant, ich hatte es schlimmer befürchtet. Ich zog mir für ihn tatsächlich das kleine Schwarze an und wählte ein wirklich gutes
Restaurant, wollte seine Hilfe würdigen. Weil ich seine Anspielungen ignorierte hatten wir wirklich einen heiteren Abend. Auch er, der aussenhin so harte Hund war klein wenig
Traurig als er erfuhr, wobei er so eifrig geholfen hatte. Die letzten fünf Tage im Büro – die letzten fünf Nächte auf der Couch meines Studienkollegen, die Zeit reichte eben
gerade so damit alles Nahtlos weiter laufen konnte. Vor lauter Hektik und Druck kam ich kaum dazu Laura zu Vermissen, schlief Abends sofort immer völlig erschöpft ein.
Dann saß ich im Flugzeug. One-Way-Ticket. Endlich Zeit die vielen unbeantwortete Anrufe aus der Liste zu löschen und gespeicherte SMS von Laura zu Lesen. Diese klangen Traurig,
waren voller Sorge, Angst daß wir uns aus den Augen verlieren, Angst vor der Zukunft, voller Entschuldigungen für ihre überraschende Entscheidung. Daß ich mich unbedingt melden
soll. Warum ich sie nicht Anrufe, ob ich so Böse auf sie bin? Anscheinend meinte sie es wirklich ernst. Ich auch. Im Flugzeug fiel auch die enorme Anspannung der letzten Tage ab.
Ich konnte mich Freuen, breitestes Grinsen ins Gesicht gemeisselt. Nicht einen Moment zweifelte ich an meinem Handeln mehr. Durch mittlerweile recht brauchbare Spanischkenntnisse
kam ich rasch mit dem Bus vom Flugplatz zu meinem Ziel am Stadtrand.
Hallo, rief ich auf Spanisch mit verstellter Stimme durch ein Mückengitter vor einer offenen Haustüre in ein kleines hölzernes Haus hinein, wohnt hier eine Laura Fereiras? Wer
will das Wissen? fragte offensichtlich ihr Vater. Als ich nicht antwortete schickte er Laura deutlich hörbar vor die Türe um Nachzusehen. Wie vom Donner gerührt stand sie hinter
dem Mückengitter. Zuerst sah sie mich an wie einen Geist. Zweifelte an ihrer Wahrnehmung. Rief ihre Eltern.
Erst dann kam sie langsam heraus zu mir, die Augen verheult, das Gesicht verschwollen, nahm mich erst unendlich zärtlich in den Arm, drückte mit immer mehr Kraft, schließlich mit
aller Gewalt, als hätte sie Angst ich würde wieder gehen. Ihre vollen Brüste drückten unter meine Rippen, nahmen mir etwas den Atem. Ihr Vater eilte auf mich zu um den Rucksack
vom Rücken zu Heben. Vergeblich. Laura ließ nicht mehr los, wie ein Krokodil das sich festgebissen hatte. Du hast mir so gefehlt, Gabi! flüsterte sie auf Deutsch. Ich dachte schon
ich sehe dich nie wieder!