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Die Traumfrau

Laura. Ich dachte immer öfter auch Zuhause an sie, wenn im Radio eine bestimmte Art von Musik erklang, wenn ich Bücher oder Hefter zur Hand nahm. Mit ihr verband ich mehr als ein
Urlaubsziel. Südamerika, ein Lebensgefühl. Ich mochte ihre schöne Stimme mit der exotisch, melancholisch klingenden Sprache, die so perfekt zu ihrem Äusseren passte. Unerklärlich
blieb mir vorerst ihre Stimmung. Wenn sie in den Abend kam schien sie Kleinlaut und Bedrückt. Nach kurzer Zeit im Unterricht taute sie auf, voller Energie versprühte sie
südamerikanische Lebensfreude, ihre Stimme änderte sich in Fröhlich, passend zu ihrem äusseren ansprechenden Auftreten. Sie faszinierte mich wirklich, riß auch den letzten Muffel
im Unterricht mit.

Genau umgekehrt nach dem Unterricht. Wenn das Auto mit dem älteren Mann sichtbar schon auf der Straße auf sie wartete, sie sich Eilig und Verschüchtert verabschiedete. Die
verbleibenden Kursabende wurden weniger, den letzten Kurstag durfte Laura erst verlassen als sie Versprach einen weiteren Kurs für uns zu Geben. Alle waren etwas Traurig und sich
Einig wie gut Laura ihnen die Scheu vor fremder Sprache nahm, sie auf einfache alltägliche Konversation Vorbereitete. Ich überreichte ihr diskret einen Zettel mit meiner
Mobilnummer, der komentarlos, scheinbar achtlos verstaut wurde. Dann schon wartete das Auto mit dem älteren Mann auf sie und ihre Stimmung kippte wie üblich. Ein Abschiedsessen
war damit unmöglich. Persönliche Gespräche in Pausen mit ihr waren die rare Ausnahme geblieben.

Wochen später. Ich lernte Spanisch für mich selbst weiter, begann den lockeren aber effektiven Unterricht von Laura zu Vermissen. Oder vermisste ich Sie als Person? Ob sie noch an
unseren Kurs dachte? Oder war ich nur eine von vielen Schülerinnen? Bis eines Sonntag morgends mein Mobil läutete. Der Sender wurde nicht angezeigt. Hallo Gabi, hier ist Laura. Ob
ich mich an sie erinnern könnte? Mein Herz machte vor Freude wirklich einen Sprung. Ihren Namen hätte sie nicht sagen zu Brauchen, natürlich hätte ich sie Sofort erkannt. So schön
redete nur eine. Sie plauderte ganz allgemein, gemischt in Deutsch und Spanisch, über die Sprachen und alltägliche Belanglosigkeiten. In Spanisch klang ihre Stimme sehr viel
schöner, mittlerweile verstand ich auch schon mehr als die Hälfte.

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