Und jetzt Laura? Lass dich Überraschen, Gabi! Eine wunderschöne historische Altstadtkulisse kam in Sicht, vor einem in frischem Grün bewaldeten Hügel mit einer Burg obendrauf.
Unten am Fuße der flink über ein Wehr plätschernde breite dunkelgrüne Fluß, welchen Laura direkt ansteuerte. Auf einem Parkplatz stand ein Bulli, mit großem Anhänger und mehreren
Kanus darauf, ein drahtiger bärtiger Mann schien schon auf sie zu Warten. Verpasste mir eine Schwimmweste, Laura verzichtete darauf und jeder ein Paddel, half noch das Kanu ans
Wasser zu Tragen, Geldbörsen und Mobiles verschwanden in einem kleinen Plastikfaß mit Schraubdeckel, nach einer kurzen Einweisung dümpelten wir schon in der schwachen Strömung
unterhalb des tosenden Wehres. Ich saß vorne. Laura hinten. Sie schien das Boot steuern zu können, erklärte mir sogleich woher. Als Kind war sie an einem Fluß in Südamerika
aufgewachsen.
Ich war furchtbar Aufgeregt. Laura völlig Entspannt und Ruhig. Souverän mit nur wenigen Paddelschlägen hielt sie uns in der Mitte, ich musste garnichts zutun, langsam glitten die
alten Häuser und ein Freibad mit wild tobenden Jugendlichen an uns Vorbei. Dann wurde es ruhig, saftige Wälder begleiteten uns für die nächste Zeit, der Lech war Breit und Flach,
der steinige Boden war im Sonnenlicht gut zu Erkennen. Wir sprachen kaum, jede hing ihren Gedanken nach, ich war überwältigt von den schönen Eindrücken. Fühlte mich einfach nur
wohl, in ihrer Gesellschaft und in der Situation, in diesem Moment musste nichts geredet werden, das Schweigen war nicht Peinlich sondern festigte unsere innere Verbindung weiter,
ich fühlte mich mit Laura so Verbunden als würden wir uns schon ewig kennen. Wie konnte mir ein Mensch in solch kurzer Zeit so wichtig werden?
Entfernt begann es etwas zu Rauschen, man sah eine Kante im Wasser und etwas weissen Schaum dahinter. Laura tippte auf ein altes kaputtes Wehr oder eine Sohlschwelle, entschied
aber als wir näher waren die Kante nicht zu Umtragen, sondern zu Fahren. Instruierte mich sogleich: Immer das Paddel festhalten! Wird es wackelig dann breitbeinig auf den Boden
knieen und mit dem Oberkörper ausbalancieren. Niemals am Boot festklammern. Laura dirigierte uns an die flachste Stelle, das Rauschen wurde immer Lauter, die Kante erschien immer
höher und Bedrohlicher, das Wasser dahinter war weiß verwirbelt, wir nahmen deutlich Fahrt auf.