Zwanzig Minuten vor dem Start betrat ich entschlossen das Gebäude. Laura stand so am einzigen Gate daß ich sie passieren musste, Unsicher, Traurig, Schön. Alle anderen waren schon
eingestiegen. Laura, sagte ich energisch, was empfindest du wirklich für mich? Ich liebe dich Gabi! Könntest du dir zum jetzigen Zeitpunkt eine Zukunft mit mir Vostellen?
Unbedingt Gabi! Gut Laura, dann werde ich dir deine Sachen aus Deutschland persönlich Vorbeibringen. Wie meinst du das, Gabi? So wie ich es sage! Schlüssel! Mit gestreckter Hand
erwartete ich einen Wohnungsschüssel, sie nahm stattdessen einen kleinen braunen Umschlag aus der Handtasche, der meine Hand ganz bedeckte. Ich umarmte sie kurz und
Leidenschaftlich, hob sie leicht vom Boden ab. Ein flüchtiger Kuss auf den Mund, dann flinkes Umdrehen und schon übergab ich einem Offiziellen meinen Pass. Sie sollte mich nicht
nochmal mit Tränen sehen.
Sofort im Flugzeug öffnete ich den Umschlag, heraus kam ein Schlüssel, ein Zettel mit Adressen, eine Liste mit Gegenständen – deren genaue Positionen in der Wohnung beschrieben.
Ein handgeschriebener langer Brief, an Mich. Ein dünnes Kuvert, an ihren Mann. Ich sah nach draussen, jetzt stand Laura auf dem Turm und winkte, hielt ein Taschentuch vor dem
Gesicht. Dort stand sie, der Mensch der mich so glücklich machte, mir ein völlig neues Lebensgefühl schenkte, mir so eine schwere Entscheidung abnötigte. Ich sah sie an, bis nach
dem Start das kleine Fenster den Blick verhinderte. Der Brief an mich war in Deutsch verfasst, erstaunlich Fehlerfrei. Dafür voll mit Gefühl. Sicher spürte ich zu jeder Zeit immer
ihre Zuneigung, jedoch so offen hatte sie nie zu Mir gesprochen. Mit jeder Zeile sah ich meinen Entschluß mehr bekräftigt.
Neben mir über den Gang saß ein Mann, vielleicht in meinem Alter, geschäftsmässig spiessig bekleidet. Er schien nur auf den Moment gewartet zu Haben bis ich den Brief wieder
faltete, um mir dann sofort ein Gespräch aufzudrängen. Eigentlich war es ein Monolog. Was er Beruflich macht, wie Wichtig und Erfolgreich er sei….. jeder ist sicher selbst schon
mal Opfer einer solchen Prahlerei geworden. Nach einer halben Stunde ignorieren von dezenten Abweisungen stand ich auf, erinnerte den Geschäftsmann daran daß es für tolle Menschen
wie ihn normalerweise die Business- oder Firstclass gibt und suchte mir einen anderen freien Platz.