Der Sonntag Morgen begann mit einer großen Schüssel Müsli an Deck bei kühlem aber halbwegs freundlichem Wetter im Jogginganzug, dem Studium des neuen Gebärden-Buches und einigen Telefonaten. Das Fingeralphabet war einfach, das kannte ich noch aus meiner Schulzeit, wo wir als Teenies im Unterricht heimliche Botschaften durchs Klassenzimmer deuteten. Auch sonst hatten viele Gebärden einen Bezug zum Alltag, es war faszinierend für mich in diese Welt einzutauchen.
Bis ich von einer SMS aufgeschreckt wurde: Was machst du Heute? Hast Du Zeit heute Nachmittag? Anna Maria. Natürlich Antwortete ich umgehend, bekam dann aber eine Anweisung die mich etwas verwunderte: Komm um 14Uhr zum Flugplatz Friedrichshafen. Terminal für General Aviation. Bring deinen Ausweis mit. Freu mich sehr auf Dich! Anna Maria. Ich war etwas Verwirrt, konnte mit diesen Begriffen nichts Anfangen, den Flugplatz kannte ich jedoch. Heimfahren zum Umziehen war nicht mehr möglich, so musste ich eben tragen was ich gestern Abend schon trug, auch Schminken konnte ich mich auf dem Boot nur sehr dezent.
Mit Herzklopfen kam ich am Flugplatz an, Parkplatz war kein Problem und auch jenes Terminal war ausgesc***dert. Dort wurde ich von einer Angestellten äußerst zuvorkommend Behandelt, die Einrichtung hatte etwas von Clubatmosphäre, es standen zwei PC mit Wetterkarten auf den Bildschirmen herum. Ich fühlte mich etwas verloren in dem Raum, bis Anna Maria auf der anderen Seite auftauchte. Sie zeigte der Angestellten eine Karte, wurde dann durchgelassen, eilte auf mich zu. Sie trug ebenfalls die Garderobe von gestern Abend, war heute aber ungeschminkt und die Haare nur mit einem Gummi zusammengefasst.
Ihre Augen mussten im Grunde nicht betont werden, denn sie dominierten auch so ihr Gesicht. Sie stand ganz dicht vor mir, nahm nur meine beiden Hände und formte wieder ein Hallo mit dem Mund. Wir standen einen langen Augenblick einander gegenüber und sie strahlte mich nur an, Ihre Augen tasteten mein Gesicht und meine Haare ab, blieben ganz kurz an meiner Oberweite hängen, suchten dann wieder meine Augen. Mir wurde bewusst wie viele unnötige Worte wir täglich verwendeten wo oft Gesten und Emotionen reichen würden. Ihr Blick und Ihr strahlend weißes Lächeln gingen mir tief ins Herz, eine Gänsehaut an den Armen war das Resultat. Was für eine Gabe, Freude nur durch einen Blick auszudrücken und mir damit zu zeigen, dass ich ihr in diesem Moment wichtig bin.