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Alles Neu macht der Mai

Wir sahen an diesem und am nächsten Tag jeweils vier Wohnungen an, für mich wären zwei Interessant gewesen, jedoch Anna schritt immer dazwischen. Ich war jedes mal mehr erstaunt, wie sie Anfangs immer mitleidig als Behinderte behandelt wurde, aber schon nach kurzer Zeit durch ihr energisches, sicheres Auftreten die anwesenden Verkäufer Dominierte, wie sie mit ihren handgeschriebenen Zettelchen vom Block und sehr kritischen Fragen die Menschen nach belieben springen ließ.

Auch ihr Auftreten war makellos, in Ihrem Hosenanzug und ihrer Körperhaltung sah sie sehr Businessmässig aus. Ich war stolz auf sie und maßlos Dankbar, dass sie sich so engagierte, auch das zeigte mir wieder wie sehr ich auf sie zählen konnte. Abends fielen wir immer erschöpft zu Bett, denn Anna musste jeden Tag auch noch so früh aufstehen, das erste Mal dass körperliche Liebe etwas kürzer zwischen uns kam.

Am Freitag Morgen brachte mir der Hafenmeister eine graue Papprolle ans Boot, was mich zuerst Verwunderte, als ich den Absender las aber erfreute. Es war Annas Geburtstagsgeschenk. Ich entfernte den Aufkleber, wickelte die Rolle nur noch in rosa Papier, mit einer roten Schleife darum, versteckte die Rolle voller Vorfreude in einem toten Raum im Boot. Dann schnell noch eine SMS von meinem Mann beantworten, ob ich gar nicht mehr nach Hause käme und er hätte mit mir zu reden. Ich aber nicht mehr mit ihm, so kurz können Antworten ausfallen. Wieder Umziehen, wieder etwas aufbretzeln, der anfängliche Enthusiasmus wich langsam einer Ernüchterung, ich hatte mir das mit einer Wohnung doch sehr viel Einfacher Vorgestellt.

Wieder war die Straße schnell gefunden, der Fahrplan an der nächsten Bushaltestelle war diesmal Unwichtig, wir waren in Fahrraddistanz zu Annas Arbeit. Die Wohnung war ein ausgebautes Dach mit Dachterrasse, ehemals von zwei Pensionären bewohnt, die aber ins Altersheim zogen, sich nur noch nicht ganz trennen konnten. Ein kleiner Teil war noch möbliert.

Diesmal war alles anders. Anna bewegte sich sehr andächtig, sah sich lange um, stand lange an den Fenstern, sah hinaus. Wir gingen auf die Terrasse, Anna nahm mich bei der Hand, wir standen auf dem letzten Haus am Ortsrand, sahen über sanfte Hügel und Obstplantagen, weit hinten konnte man den See gerade noch schimmern sehen. Sie musste sich richtiggehend losreißen um mit dem alten Mann den Papierkram zu erledigen, alles war übersichtlich in einem dicken Ordner vorbereitet.

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