Grob wurde ich an der Schulter gerüttelt. Er hatte schon die Zeitung in der Hand. Sag mal schläfst du jetzt immer auf dem Sofa? Ja, vielleicht. Dann setzte er sich an den Tisch, öffnete die Zeitung, ließ sich Wecken und Kaffee auftragen. Ich las von gegenüber die Rückseite der Zeitung. Hast du jetzt einen Liebhaber oder ziehst du wieder mit dieser Sinara um die Häuser? Nein, ich habe jetzt ein Segelboot.
Hahahaha, was wolltest du mit einem Segelboot? Kannst ruhig zugeben dass du mit dieser durchgeknallten Russin rumflippst. Sinara ist keine Russin sondern aus Sibirien wie ich auch. Was sagst Du? Er hörte noch nicht mal mehr zu. Ich werde dich Verlassen! Nein ich komme heute später nach Hause. Dieser Ignorant hörte wirklich nicht mehr zu. Resigniert stand ich vom Tisch auf: Du kannst mich mal! Was können wir, Renate? Er blätterte seelenruhig um.
Oben ließ ich erst mal das Wasser in die Wanne laufen, es hatte noch Zeit bis ich Sina abholen musste. Als ich ins warme Wasser glitt schaltete ich das Mobilphone ein, sofort war eine SMS aufgelaufen: Ich glaube ich habe mich Verliebt. Kuss von deiner Anna. Sofort tippte ich die Antwort: Du faszinierst mich auch. Aber sag, habe ich irgendetwas falsch gemacht? Kuss zurück, Renate.
Das warme Wasser tat so gut, mit geschlossenen Augen ließ ich die letzten Tage passieren und immer wieder drängten sich diese wunderbaren Augen ins Bild. Rumms, unten fiel die Türe ins Schloss, dann das Quietschen des Garagentores und das laute Röhren des veränderten Auspuffs an einem japanischen Sportwagen. Potenzersatz. Er würde wohl nie Erwachsen werden.
Jetzt musste ich mich beeilen, zog schnell ein förmliches dunkelgrünes Nadelstreifenkostüm an, suchte ein passendes Halstuch, steckte die Haare hoch und packte in eine Reisetasche etwas Unterwäsche. Nach kurzem zögern und etwas schmunzeln noch schönes Untendrunter dazu, man konnte nie Wissen.
Sina stand schon aufgeregt in einem sehr seriösen Kleid und flachen Sandaletten vor dem Haus, so dass wir gleich weiter konnten und kurz vor 10 in der Firma von Waldemars Eltern ankamen. Die Dame am Empfang erwartete uns bereits, sie hätte den Auftrag uns durch die Firma zu führen. Es waren mehrere Büros, in denen hektische Betriebsamkeit herrschte, eine mittelgroße Lagerhalle vor der zwei große Lastwagen standen und eine kleine Werkstatt in der etwas Produziert wurde, ich vermutete aber viel zu klein um das große Lager zu füllen.