Was willst du Essen? Egal. Nudeln, etwas Frischkäse, einige Tomaten, Kräuter, schnell war ein nahrhaftes Mahl zubereitet, Anna hatte sich den Block und Druckbleistift geschnappt und stand neben mir. Ich erzählte mit einigen Nachfragen von Anna, warum ich so förmlich gekleidet war und was ich Vormittags mit Sina erlebt hatte. Ja, schrieb sie, manchmal meint es das Schicksal gut mit einem. Irgendwie hatte ich dabei das Gefühl dass ihr dieser Satz von Herzen kam.
Wir kleckerten Stumm einander gegenüber mit den Spaghetti, während des Essens entdeckte sie dieses Laptop, auf dem ich meine Geschichte aufschreibe. Ja, das funktioniert, Anna. Schnell waren Teller und Besteck im Waschbecken verstaut, jetzt war ich etwas aufgeregt, sollte ich doch vielleicht einige meiner Fragen beantwortet bekommen? Während das Laptop hochfuhr holte ich eine Flasche Bodenseewein und zwei Gläser aus einem Schrank, Anna grinste vergnügt. Kling. Sie schrieb noch auf den Block: Auf gnädiges Schicksal. Das mit dem Laptop war eine gute Idee von ihr, wir saßen nebeneinander und brauchten nur das Teil hin und her zu schieben, so konnten wir schnell komplizierte Dinge erläutern.
A: Also was mochtest du wissen?
R: Ich will dich nicht ausfragen.
A: Jetzt auf einmal?
R: Also gut. Sind das Narben auf deinem Oberkörper?
A: Hast du es also doch gefühlt.
R: Ja, und heute Morgen gesehen, aber es stört kein Bisschen. Hängt das mit deinem Unfall zusammen?
Sie zögerte merklich
A: Ja
R: Willst du davon erzählen?
A: Es war kein Unfall, es war ein Suizid.
R: Du wolltest dich verabschieden?
A: Nein! Um Himmels Willen, Nein! Also: Wir waren mit dem Heli bei Sonnenaufgang beim Lawinensprengen, das macht man so in der Schweiz. Der Sprengmeister war den Tag vorher schon sonderbar. Ich setzte ihn etwas weiter von seinem Bunker ab und wollte schon abfliegen, da fiel mir ein ich musste mir die Blockzeit noch unterschreiben lassen wegen der Abrechnung, stieg nochmal aus und ging zurück. Nun, er wollte von dieser Welt scheiden, von ihm selber wurden von Suchhunden nur noch Fragmente gefunden, aber später ein Abschiedsbrief bei ihm Zuhause von der Gendarmerie. Er konnte meinen Heli und mich nicht sehen. Er wusste nicht dass ich nochmal kam. Die Narben sind von Gesteinssplittern, die Gehörlosigkeit von der Druckwelle. Es war einfach Pech. Oder Glück, dass ich noch weit genug weg war.