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Alles Neu macht der Mai

Tack tack tack, langsam schlenderte ich zurück zu meinem Rad, völlig in Gedanken, fasziniert von dem unerwarteten Abend. Beim Heim radeln ließ ich noch einmal passieren was ich alles über Anna Maria erfahren hatte, ihr warmer und gütiger Blick hatte sich in meine Gedanken eingebrannt. Sie war eigentlich gebürtig aus der Schweiz, so etwa Ende dreißig, arbeitete hier im Ort aber als Konditorin, wozu sie wegen eines Arbeitsunfalles umgeschult wurde. Sie hatte zwar noch einen Freund, was aber anscheinend etwas am wackeln war, deswegen war sie noch so spät alleine im Kaffee gewesen. Zuhause angekommen legte ich mich angekleidet auf das Sofa, zu meinem Mann wollte ich nicht ins Schlafzimmer, schlief dann sofort ein.

Der Freitag begann dann mit dem Vorbereiten meines Bootes, morgen war ein großer Tag für mich. Wir würden heute Abend schon Fahren und in Konstanz übernachten, da ich am Samstag um acht schon dort sein musste. Schnell wanderten Lebensmittel in den Kühlschrank, Müsli, Nudeln und Reis in einen Schrank, frisch gewaschene Schlafsäcke auf das Bett im Bug. Ein wenig seltsam war es schon für mich, es war das erste mal dass ich längere Zeit alleine mit Waldemar verbringen würde, sonst war immer Sinara mit dabei, dazu auch noch über Nacht. Ich bedauerte etwas dass Sinara nicht mitkommen konnte.

Der Tag verging rasend schnell mit Navigationsübungen auf dem Papier bis am späten Nachmittag Waldemar auf dem Boot eintraf, ich merkte das am leichten Schaukeln des Rumpfes und am Einrucken in die Festmacher, ging schnell nach oben. Hallo. Hallo. Eine flüchtige Umarmung, achtlos warf er seinen kleinen Rucksack in die Kabine hinab. Dann mal los. Es nieselte ganz leicht.

Jetzt war plötzlich alles anders. Waldemar stand nur passiv da, sah mich fordernd an, wartete auf Anweisungen von mir. Der unerwartete Rollentausch verunsicherte mich zuerst etwas, was er nur kommentierte mit: Du hast morgen Prüfung. Ja. Morgen. Mein Herz schlug noch schneller. Morgen. Es war kein nennenswerter Wind, so fuhren wir unter Maschine über den See. Leise und kultiviert brummte der japanische Motor im Schacht vor sich hin, jedes mal war ich mehr froh, auf Waldemar gehört und den größten Schieber speziell für Segelboote dieses Fabrikats genommen zu haben.

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