Publikumslauf dauert immer zwei Stunden, ich war schon deutlich vor der Zeit in dem Freizeitkomplex. Schlenderte zum Hallenbad nebenan, studierte die Plakate. Kaufte zwei Wertmarken für das Drehkreuz. Immer mehr Menschen strömten in den Sportpark, vorwiegend junge Leute in lärmenden Horden oder Familien mit Kindern. Zogen sich auf den Bänken die Schlittschuhe unter, warteten auf Öffnung der Eisfläche, wo noch eine witzige Maschine mit dem Geräusch eines Staubsaugers ihre glänzenden Spuren zog.
Ich wartete auch. Auf Dorothea. Erst noch Vergnügt. Dann Zweifelnd. Waren wir für Heute Verabredet? Stimmte die Zeit? Hatte sie mich Vergessen? War etwas Geschehen? Hatte sie es sich anders Überlegt? Wie lange sollte ich Warten? Wollte ich dann alleine aufs Eis oder lieber nach Hause gehen? Wie eine Raubkatze im Zoo hinter den Gittern lief ich auf und ab, spähte in die Dunkelheit über der Parkplatz und durch die Passage. 30 Minuten. 50 Minuten. Erst freudige Erwartung, dann Wut und schließlich Enttäuschung. Rockige Musik dröhnte durch das Areal, heiteres Hintergrundgeplapper vergnügter Menschen. Nach einer Stunde entschloss ich mich zur Heimkehr. Da kam sie.
Hallo Sonja! begrüßte sie mich fröhlich, legte versöhnlich eine Hand an meinen Oberarm. Hallo Dorothea. Meine Wut verrauchte Augenblicklich. Sie plapperte sofort los, ohne ein Wort über ihre deutliche Verspätung zu Verlieren. Hakte sich unter, führte mich durch das Drehkreuz zu einem freien Platz auf einer Bank. Nebeneinander wechselten wir das Schuhwerk, sie aus ihren obligatorischen schäbigen Cowboystiefeln, ich aus meinen feinen Lederstiefelchen. Ich Zügig, sie etwas Hilflos. Die Cowboystiefel konnte sie tatsächlich ausziehen, die waren also nicht fest gewachsen. Kurz sah ich ihre zarten geraden Zehen durch die verstärkte Spitze der Feinstrumpfhose, die schwarz gelackten Zehennägel durchschimmern. Mit ihren wirklich zierlichen Händen bekam sie nicht genügend Kraft auf die langen Bänder ihrer derben Schlittschuhe, sah mich bittend an: Kannst du vielleicht…..?