Judith räkelte sich neben mir und riss mich aus meinen Gedanken. Ich erinnerte mich an das Klingeln meines Handy gestern Abend, stand vorsichtig auf und suchte danach. Als ich es gefunden hatte, sah ich, dass ich eine SMS erhalten hatte. Eher widerwillig als neugierig machte ich mich daran, die SMS zu lesen, denn ich erwartete keine andere als eine von Michael. Als Absender war nur eine mir unbekannte Nummer angegeben. In der Nachricht hieß es: „Judith und Susanne. Findet euch am Sonntag pünktlich um 9 Uhr vor der Tür zum ‘Grauen Kater’ ein. Der Schwarze Club.”
Ich las sie mir zweimal durch und schaute dann auf die Uhr: 8 Uhr zweiunddreißg, also höchste Eisenbahn!
Ich weckte die immer noch verschlafene Judith und teilte ihr mit, was in der Nachricht gestanden hatte. Erst machte sie einen Versuch, mir das aus zu reden, doch ich ließ nicht mit mir handeln. Zu wichtig waren mir die Erfahrungen im ‘Schwarzen Salon’ geworden. Zum Duschen war keine Zeit mehr, zum Frühstücken auch nicht. Wir brauchten etwas 20 Minuten zur Diskothek, das würde ganz schön knapp werden!
Schnell ein Kleid übergeworfen, Zähne geputzt, in zwei leichte Schuhe geschlüpft und es ging los. Wir brauchten wegen zweier roter Ampeln, die an diesem Sonntag morgen vollkommen nutzlos waren, etwas länger als gedacht und fuhren um 9:03 Uhr mit quietschenden Reifen auf den Parkplatz der Diskothek, die bei Tageslicht sehr verlassen und schmutzig aussah. Kein Vergleich mit dem schmeichelnden Licht der Leuchtreklamen abends und nachts!
Wir stiegen aus und eilten zur Eingangstür. Wir fanden eine Klingel und Judith drückte darauf. Erst tat sich nichts, dann brummte mein Handy und signalisierte, dass ich eine Nachricht erhalten hatte. Ich öffnete sie und las laut vor: „Zieht euch beide aus und kniet euch mit dem Rücken zur Tür hin. Die Augen bleiben geschlossen.”
Ich schaute mich um. Gottseidank war keine Menschenseele zu sehen. Schnell entkleideten wir uns und folgten den Anweisungen. Plötzlich hörten wir, wie die Tür aufgestoßen wurde. Ich unterdrückte das Verlangen, die Augen zu öffnen und den Kopf zu drehen. Uns wurden die Augen verbunden und die Hände hinter dem Rücken verschnürt. Dann ließ man uns aufstehen und führte uns in das Gebäude. Nach einigen Minuten stoppten wir und ich wurde aufgefordert, mich nach vorne zu beugen und die Beine zu spreizen. Ich stand an dem weichen Etwas und ließ mich nach vorne fallen, so waren Schulter und Bauch mit Polstern abgestützt. Meine Beine wurden so gespreizt wie sie waren an etwas festgebunden. Meine Arme wurden gelöst und ebenfalls vorne befestigt. Wie ein in der Mitte abgewinkeltes X lag ich da. Der Gedanke daran, hier jedermann ausgeliefert zu sein, erregte mich unwillkürlich.