“Ja, unheimlich diese Frau, nicht wahr?” bestätigte Kai-jin meine Gedanken, “wie eine Hexe!”
“Ich glaube nicht an Märchen“, erwiderte ich, “aber ich glaube Theresa tischt uns in manchen Dingen welche auf!”
“Meinst Du, die ist gar nicht blind?” fragte Kai-jin.
“Das wäre schlimm, denn dann hätte sie uns heute Morgen gesehen, und würde wahrscheinlich alles verraten. Aber daran gedacht habe ich auch schon, nur warum hat sie uns dann nicht verpetzt? Nee, ich glaube die ist wirklich komplett blind, und verhält sich eben deshalb manchmal anders als wir. Wir kennen nur so etwas nicht.”
Nachdem wir noch ein Weilchen gefahren waren, beschlossen wir auf einer Anhöhe zu pausieren. Eine kleine Holzhütte, die wohl so eine Art Wetterhütte war, lud zum pausieren geradezu ein.
Wir machten uns über das Picknick her, dass Frau Ratelli uns eingepackt hatte und unterhielten uns über dies und das. Ich spürte, wie wir eigentlich beide nach dem richtigen Dreh suchten, um von unserem belanglosem Gelaber das Thema geschickt auf das zu lenken, was uns derzeit eigentlich am meisten beschäftigte. Wir wollten uns, aber irgendwie bekamen wir den Dreh heute nicht. Plötzlich kam mir eine Idee. Ich stand von der kleinen Bank, die aus grobem Holz gezimmert vor der Hütte stand auf, und ging in den Weinberg, der direkt am Wegesrand lang. Mit einem großen Tuff Weintrauben kam ich zurück.
“Na, noch etwas Nachtisch gefällig?” fragte ich meine Schwester.
“Schmecken die denn?” fragte Kai-jin skeptisch. “Ja, ich habe schon welche probiert, sind lecker!”
“Dann will ich auch!” antwortete Kai-jin und streckte ihre Hand nach den Trauben aus. Ich zog die Trauben jedoch weg, zupfte eine ab und hielt sie ihr vor den Mund. Kai-jin verstand und nahm mir die Traube vorsichtig mit ihren Lippen aus der Hand. Ich setzte mich neben sie auf die Bank und fütterte ihr auf diese Art zunächst einige Trauben. Dann nahm ich selbst eine Traube in den Mund, hielt sie vorsichtig zwischen meinen Zähnen und bot sie meiner Schwester auf diese Art an. Kai-jin lächelte mich an, gab mir einen zärtlichen Kuss und angelte mit ihrer Zunge die Traube zärtlich aus meinem Mund. Sie hatte dabei sichtlich Mühe, denn der Zungenkuss war lang und intensiv. Nun war ich an der Reihe, ihr eine Traube aus dem Mund zu entlocken, aber Kai-jin schluckte die Traube im letzten Moment herunter und ich ging leer aus.
2 replies on “Georg Genders Schwester.”
Eine der besten Geschichten die ich je gelesen habe. Ich würde mich freuen wenn es bald weiter geht.^•^
Einer der besten Geschichten die ich je gelesen habe. Ich würde mich freuen wenn es bald weiter geht.^•^