“Wow, was für ein edles Stück” gab er mir das Schwert zurück.
“Ist das denn so viel Wert?” fragte ich skeptisch.
“Was meinst Du denn wie viel so etwas wert ist?”, fragte er lächelnd.
“500,- DM”, antwortete ich schnell, nur um eine Antwort zu geben. Ich merkte aber sofort, dass das die falsche Antwort war, denn er zog verächtlich die Brauen hoch.
“Pah, mein Junge, ich dachte ich hätte euch etwas beigebracht. Der Wert eines solchen Gegenstandes ist nicht in DM, Dollar oder Yen zu bewerten. Ein Katana ist in Asien so viel wie hier ein Familienwappen. Es ist das höchste Gut, was eine Familie besitzt. Eine Entehrung des Katanas, z.B. durch Diebstahl, bedeutet die Entehrung der gesamten Familie. Dafür starben in Asien früher Menschen. Und eines ist auch gewiss, wenn du den Wert wissen willst, den Dein Vater ausgegeben hat, um ein solches Katana überhaupt von einem Schmied zu bekommen, dann sind das hierbei” und er deutete auf das Schwert, das ich immer noch in den Händen hielt, “mindestens 15000,- DM gewesen! Dies ist eines der besten Schwerter die ich je gesehen habe, kein billiges Nachmachprodukt aus Taiwan oder den USA, was man in jedem Hinterhof-Waffenladen kaufen kann, das hier ist echte Kunst! Ich hoffe mein Junge, du weißt das eines Tages zu schätzen!”
Ich nickte und gab nur ein schüchternes “Jawohl Meister!” zur Antwort und gab das Schwert meiner Mutter zurück. Die betrachtete es nun auch mit etwas anderen Augen, wie ich sofort bemerkte, verabschiedete sich aber dann. “Ich hole euch in zwei Stunden nach dem Training wieder ab.”
“Nun dann lasst uns endlich anfangen!” forderte der Meister uns auf.
Es wurde ein hartes Training nach 6 Wochen Pause, und der Meister schimpfte mal wieder mit uns, dass wir so faul wären, und nicht ein einziges Mal zu Hause trainieret hätten während der gesamten Ferienzeit. Dabei grinste er aber immer mit seiner freundlich asiatischen Art, denn so ernst wie er viele Dinge sagte, meinte er sie gar nicht. Er kannte halt seine Pappenheimer!
Am Ende des Trainings war es so üblich, das der Meister uns eine Geschichte erzählte. Das hatte sich so eingebürgert, und alle Trainingsteilnehmer nahmen an dieser kleinen ‘Märchenstunde’ eigentlich immer teil. Das war halt seine Art, uns den asiatischen Lebensstil ein bisschen näher zu bringen und darüber hinaus konnte der Meister wirklich gut erzählen. Ich hatte ja auch schon erwähnt, dass es sich hier nicht um eine der üblichen Klopperbuden handelte, sondern das diese Sportschule weit mehr war. Und so begann der Meister seiner Erzählung.
2 replies on “Georg Genders Schwester.”
Eine der besten Geschichten die ich je gelesen habe. Ich würde mich freuen wenn es bald weiter geht.^•^
Einer der besten Geschichten die ich je gelesen habe. Ich würde mich freuen wenn es bald weiter geht.^•^