So klopfte ich vorsichtig an Kai-jins Zimmertür und trat ein. Sie saß auf dem Bett, nur ihre Nachttischlampe brannte. Um diese Uhrzeit war es für gewöhnlich schon dunkel, und so tauchte die kleine Lampe das Zimmer in ein angenehmes diffuses Licht.
“Hallo”, begrüßte ich meine Schwester kleinlaut.
“Tschuldigung”, presste ich leise hervor. Kai-jin grinste. “Du Blödmann”, schimpfte sie leise lachend, “hast Du wirklich gedacht ich mache mit Robert wirklich etwas in der Kammer?”
“Ja aber ihr habt doch…” erwiderte ich, mich noch gut an die zerwühlten Klamotten erinnernd.
Nun lachte Kai-jin lauthals los. “Ja was meinst Du denn, was alle erwartet haben? Das wollten doch alle sehen, also haben wir uns entsprechend zurechtgemacht, damit die anderen glauben es sei etwas passiert. Vor allem Robert wollte sich nicht die Blöße geben, einfach nur so wieder aus dem Raum zu kommen. Also habe ich das Spiel mitgemacht.”
Nun stand ich wie ein Blödmann da. Wie ein begossener Pudel stand ich mitten in Kai-jins Zimmer und starrte sie an.
“Los, nun komm schon her, setz dich zu mir und steh da nicht so rum!” forderte sie mich auf. Nun musste auch ich lachen.
“Du bist ganz schön Eifersüchtig gewesen, was?” fragte sie mich.
Ich nickte. “Ja, und wie!”
“Du musst mir schon vertrauen”, gab Kai-jin zu bedenken. “Wir beide können ja nicht ewig ohne Freunde bleiben, das fällt irgendwann auf.”
Entsetzt rutschte ich ein Stückchen von Kai-jin fort. “Was sagst du da?” fragte ich erstaunt.
“Genau, was ich gerade gesagt habe. Sieh mal, du bist attraktiv, ich sehe nicht schlecht aus, wenn wir immer ohne Freunde bleiben, und immer nur zusammen sind, dann fällt das nachher jemandem auf, und was dann?”
“Ja aber wie hast du dir das denn gedacht?” Ich war schon wieder ein bisschen Eifersüchtig.
“Ganz einfach, wenn sich die Gelegenheit ergibt, dann suchen wir uns einfach mal einen Freund oder eine Freundin, und tun so, als hätten wir eine Beziehung.”
“Ja aber das machen die doch nie mit!” gab ich zu bedenken.
“Die sollen ja auch nicht wissen, was gespielt wird. Wir müssen halt so tun, als meinten wir es ernst.” erwiderte meine Schwester.
2 replies on “Georg Genders Schwester.”
Eine der besten Geschichten die ich je gelesen habe. Ich würde mich freuen wenn es bald weiter geht.^•^
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