Die letzten Worte hatte Kai-jin kaum noch verständlich über die Lippen gebracht so stark heulte und schluchzte sie bereits wieder.
In mir stieg unbändige Wut auf. Wilde Gedanken kreisten in meinem Schädel, und ich hörte mich selbst nur leise murmeln: „Ich bringe ihn um! Ich mache den kalt!“
Doch Kai-jin versuchte meine Emotionen zu bremsen, sie rüttelte mich flehentlich: „Nein Geo, bat sie mich, das wirst du nicht tun, du tust Garnichts der gleichen! Bitte, lass das! Sowas darfst du nicht mal denken!“
Ich brauchte eine ganze Weile, bevor ich mich wieder einigermaßen beruhigt hatte, und auch wenn ich mich gegenüber meiner Schwester so gab, als wäre ich wieder ganz ruhig, so gärte in mir doch der Wunsch nach Rache. Ich musste an die letzte Nacht mit Theresa denken, und wurde den Verdacht nicht los, dass das ganze vielleicht ein abgekarrtes Spiel gewesen war. Ich erzählte meiner Schwester jedoch noch nichts von meinen Erlebnissen mit Theresa, das wollte ich ihr jetzt nicht antun.
Ich schlug vor, dass wir uns zunächst erst mal etwas frisch machten, und niemandem etwas erzählten. Mein Vater würde sowieso frühestens in 5 Tagen wieder hier sein, und zu Theresa oder Frau Ratelli wollte ich auf keinen Fall gehen. Kai-jin war immer noch sehr verstört und wollte nicht mal alleine ins Bad gehen. Die letzte Nacht musste für sie wirklich schrecklich gewesen sein. Mir blieb nichts anderes übrig, als sie ins Bad zu begleiten. Ich blieb die ganze Zeit auf der Toilette sitzen, während sie sich duschte und auch sie verließ das Bad nicht, als ich unter die Dusche ging. Anschließend gingen wir in ihr Zimmer und suchten ein paar Sachen zum anziehen, die zwar luftig waren, denn es würde bestimmt wieder heiß werden, die aber lang genug waren, ihre blauen Flecken zu überdecken.
Wir waren gerade fertig und wollten nachsehen ob das Frühstück fertig war, da hörten wir Theresa die Treppe heraufkommen. Noch einmal bat ich Kai-jin flüsternd sich nichts anmerken zu lassen.
Theresa begrüßte uns gewohnt freundlich, und ließ sich überhaupt nichts anmerken. Sie war nur etwas verwundert, dass wir heute schon so früh auf den Beinen waren. Als wir an ihr vorbeigingen, denn ich hatte wahrlich keine große Lust ihr heute viel Aufmerksamkeit zu schenken, versuchte sie nur kurz, mich festzuhalten. Scheinbar wollte sie etwas von mir. Aber mir war jegliche Lust an Theresa vergangen und so wehrte ich sie nur unwirsch ab und fauchte sie an, sie solle mich in Ruhe lassen. Die Überraschung in ihrem Gesicht war nicht gespielt, das erkannte ich. Dennoch ließ ich sie einfach auf dem Treppenabsatz stehen und folgte meiner Schwester in die große Küche.
2 replies on “Georg Genders Schwester.”
Eine der besten Geschichten die ich je gelesen habe. Ich würde mich freuen wenn es bald weiter geht.^•^
Einer der besten Geschichten die ich je gelesen habe. Ich würde mich freuen wenn es bald weiter geht.^•^