Wir unterhielten uns dann noch über das eine oder andere. Kurz vor Frankfurt stieg er dann aus.
“Siehst Du, „ sagte Kai-jin, als wir alleine waren, “wir kommen als Paar doch gut an.”
“Aber du hast uns ein bisschen alt gemacht oder?” fragte ich etwas verunsichert.
“Na und, macht doch Spaß” antwortete sie nur. Dann fuhr der Zug auch schon in Frankfurt ein, und Hand in Hand, wie ein echtes Paar schlenderten wir durch den Bahnhof zum nächsten Gleis, um unseren Anschlusszug nach Mannheim zu bekommen. Der eine oder andere neugierige Blick folgte uns dabei. Was die Leute wohl bei unserem Anblick dachten?
Der Zug von Frankfurt nach Mannheim war zum Glück nicht mehr so ein Bummelzug, wie der von Limburg aus, sondern ein Intercity, in dem wir reservierte Plätze hatten. Meine Mutter hatte darauf bestanden, dass wir in allen Zügen Plätze reservieren sollten. Wir stiegen ein, und machten uns auf die Suche nach unserem Abteil. Als wir es endlich gefunden hatten, bekamen wir einen Schreck. Zwei ältere Nonnen saßen bereits in dem Abteil, auch sie hatten dort zwei Plätze reserviert und waren auf dem Weg nach München. Na toll, dachte ich noch, zwei Anstandswauwaus. Das hatte mir gerade noch gefehlt. Eigentlich wollte ich doch die Zweisamkeit mit Kai-jin ein bisschen genießen, aber unter den Augen der Nonnen trauten wir uns dann doch nicht so richtig. Dazu waren wir einfach ein bisschen zu feige. Also harrten wir die gut 30 minütige Fahrt bis Mannheim ganz artig und schweigend auf unseren Sitzen aus. Ich glaube es war die verkrampfteste halbe Stunde, die ich je erlebt habe. Endlich in Mannheim angekommen wollte ich nur noch raus aus dem Zug. Ich fand die Fahrt nach Mannheim irgendwie beklemmend. In Mannheim stand der nächste Intercity schon auf dem gegenüberliegenden Gleis bereit, und wieder suchten wir uns unser Abteil. Aber diesmal hatten wir wieder Pech. Unsere reservierten Plätze lagen in einem Großraumwagen an einem Vierertisch. Ein Platz war bereits mit einer älteren Dame besetzt. Eigentlich hatte ich mich ja auf die Zugfahrt gefreut, wollte ich doch mit Kai-jin so richtig die Zweisamkeit genießen. Naja, bis nach Karlsruhe waren es ja nur noch rund 20 Minuten, und dann hatten wir erst mal eine halbe Stunde Aufenthalt, und dann ging es in den Schlafwagen, und hier hatten wir ein Schlafwagenabteil für uns. Darauf freute ich mich am meisten. Wenn unsere Mutter das geahnt hätte, sie hätte uns nie zusammen in Urlaub fahren lassen. Die alte Dame war zwar ganz nett, ging uns nach kurzer Zeit aber schon gewaltig auf die Nerven, so dass wir froh waren, sie nur eine kurze Strecke begleiten zu müssen. In Karlsruhe angekommen wollte Kai-jin unbedingt noch zu einem Kiosk. Dort kaufte sie eine Flasche Sekt, was mich in doppelter Hinsicht etwas verwunderte. Zum einen war ich erstaunt, dass wir in unserem Alter so problemlos eine Flasche Sekt bekamen, zum anderen war ich etwas verwundert und fragte mich, aus welchem Grund Kai-jin eine Flasche Sekt kaufte. Aber sie grinste mich nur an und sagte beim Verlassen des Geschäftes: “Wir haben immerhin etwas zu feiern!”
2 replies on “Georg Genders Schwester.”
Eine der besten Geschichten die ich je gelesen habe. Ich würde mich freuen wenn es bald weiter geht.^•^
Einer der besten Geschichten die ich je gelesen habe. Ich würde mich freuen wenn es bald weiter geht.^•^