Plötzlich wurde sie von einem heftigen Zittern ergriffen, konnte sich nicht mehr halten und sackte tief auf mir zusammen. Ich merkte wie ich im Innern eine Barriere überwand. Als das geschah bäumte sich meine Schwester noch einmal kurz auf, sackte aber sogleich unter heftigem Stöhnen wieder zusammen. die Kraft hatte sie verlassen. Ich ließ mich auf die Steinbank gleiten, denn auch ich konnte nicht mehr stehen. Kai-jins Beine um meine Hüften geklammert bleiben wir noch eine Weile sitzen, bis sich unsere Gemüter ein wenig beruhigt hatten. Dann wuschen wir uns gegenseitig und spendeten uns noch ein paar Streicheleinheiten. Zu mehr waren wir nicht mehr fähig. Zu sehr hatten wir uns verausgabt.
Nach dem Duschen zogen wir uns an, und warteten im Eingangsbereich auf die Schwimmmeisterin, die kurz darauf aus dem Keller kam. Sie bedankte sich für unser Verständnis, und freute sich, dass wir so artig gewesen waren.
Grinsend verließen wir das Schwimmbad und fuhren mit dem nächsten Bus nach Hause.
Meine Mutter war etwas erzürnt über unsere späte Rückkehr, aber als wir ihr versprachen, nach dem Abendessen unsere Hausaufgaben auf jeden Fall noch ordentlich zu erledigen, war sie ein bisschen beruhigt.
Von da an gingen wir jede Woche einmal nach der Schule schwimmen um uns Rosa zu entziehen. Aber die Zeit rückte näher, das Rosa ihren Gips abgenommen bekommen sollte. Das ist jedoch eine andere Geschichte, die erzähle ich ein anderes Mal.
Kapitel 16 – Die Horrorgeige
Die Zeit war gekommen, und Rosa sollte nach 10 Wochen nun endlich ihren Gips und die Schrauben verlieren. Rosa war total rappelig, endlich wieder Geige spielen, meinte sie. Gemeinsam fuhren wir ins Krankenhaus, um dem großen Moment beizuwohnen. Was ich dort aber sah, als der Gips und das Gestell entfernt wurden, ließ mir fast das Frühstück wieder hochkommen. Rosas Arm sah aus wie der von Frankenstein. Er war nicht nur blass, sondern regelrecht weiß, an einigen Stellen hatte sich die Haut abgelöst und der ganze Arm roch irgendwie süßlich säuerlich. Der Arzt beteuerte zwar, nach so langer Zeit wäre das vollkommen normal, aber gerade bei Rosa, die ja ansonsten einen recht dunklen Teint hatte, sah dieser Arm ziemlich eklig aus. Rosa, die sich auf diesen großen Moment sehr gefreut hatte, war ebenfalls ziemlich schnell enttäuscht, denn ohne Hilfe konnte sie ihren Arm überhaupt nicht bewegen. Ihre besorgte Frage, ob sie denn auch bald wieder Geige spielen könne, quittierte der Arzt nur mit einem Lächeln und dem Hinweis, sie solle erst mal die Reha abwarten. Das könne noch ein Weilchen dauern, bis der Arm wieder gebrauchstüchtig wäre. Und mit dem Geigenspielen müsste sie wohl noch ein halbes Jahr warten. Ich sah Rosa sofort an, dass das für sie vollkommen inakzeptabel war.
2 replies on “Georg Genders Schwester.”
Eine der besten Geschichten die ich je gelesen habe. Ich würde mich freuen wenn es bald weiter geht.^•^
Einer der besten Geschichten die ich je gelesen habe. Ich würde mich freuen wenn es bald weiter geht.^•^