Doch Kai-jin und ich lächelten uns nur mit verschworenem Blick an. Das zu spät kommen hatte sich gelohnt. Nur Tom, der neue in der Klasse, zog wieder eine seiner gehässigen Grimassen. Aber das ist eine andere Geschichte, die gibt es ein anderes Mal.
Kapitel 36 – Fieser Tomek!
Ich war mir nicht ganz sicher, ob das dumme Grinsen von Tom damit zusammen hing, dass Kai-jin und ich auch noch Minuten nach der Ankunft in der Klasse total aus der Puste waren, oder ob er sich schon wieder eine Gemeinheit ausdachte. Die Fahrt mit dem Rad zur Schule hatte uns so aus der Puste gebracht, das ich fast den gesamten Rest der ersten Stunde brauchte, um wieder richtig zu Atem zu kommen. Warum musste diese blöde Schule auch nur so weit oben auf dem Berg liegen. Zur Schule fuhren wir meist mit dem Bus. Nur bei besonders gutem Wetter im Sommer fuhren wir des öfteren mal mit dem Rad. Mit dem Bus war es einfach bequemer. Außerdem konnte man dann nachmittags noch durch die Stadt bummeln und ein oder zwei Busse später nach Hause fahren. Aber heute Morgen war der Schulbus, der an jeder Milchkanne anhielt schon weg, und um nicht erst eine ganze Stunde zu spät zur Schule zu kommen, hatten wir die Räder genommen. „Georg!” die Stimme meines Mathematiklehrers riss mich aus meinen Gedanken. „Ja?” fragte ich nur verdutzt, dabei ertappt mit den Gedanken nicht bei der Sache zu sein. „Würdest Du die Güte besitzen, mir meine Frage zu beantworten?” die Verärgerung meines Lehrers über meine Unaufmerksamkeit war seiner Stimme deutlich anzumerken.
„Welche Frage…?” stammelte ich.
Das war natürlich genau die falsche Frage gewesen. Die halbe Klasse brüllte los vor Lachen und als Tom, der eigentlich Tomek hieß mich nachäffend die Frage wiederholte ‘welche Frage Herr Lehrer?” lachte auch der Rest. So ein Mist. Heute war irgendwie nicht mein Tag. Mein Lehrer wandte sich entnervt an einen anderen Schüler, der seine Frage bereitwillig beantwortete. Und Tomek grinste noch immer provozierend zu uns herüber. Tomek war ein Arschloch. Schon zum zweiten Mal sitzen geblieben war er erst seit Sommer in unserer Klasse. Dass er überhaupt noch auf unserer Schule war hatte er wohl irgendwie seiner Herkunft und seinen Protagonisten zu verdanken. Seine Eltern stammten, soweit ich das wusste irgendwo aus dem Osten, ich glaube es war Russland. Aber vor allem sein Vater, ein strenger Katholik, genoss in der Kirche ein recht hohes Ansehen. Eigentlich waren Tomek und seine Familie recht einfach Leute, aber wer sich hier in der Gegend stark in der Kirche engagierte der hatte eigentlich immer einen kleinen Bonus. Und wenn man dann, wie Tomeks Eltern noch aus dem Ostblock stammte, spielte dann immer auch das Mitleid, über die angeblich so armen Menschen, eine Rolle. Dabei war Tomek ein Arschloch wie es im Buche stand. Er hatte eine ganze Truppe gleichgesinnter Idioten um sich geschart, die zusammen schon seit Jahren die Schüler terrorisierten.
2 replies on “Georg Genders Schwester.”
Eine der besten Geschichten die ich je gelesen habe. Ich würde mich freuen wenn es bald weiter geht.^•^
Einer der besten Geschichten die ich je gelesen habe. Ich würde mich freuen wenn es bald weiter geht.^•^