Kai-jin und Theresa waren das ganze Essen über sehr schweigsam. Wenn ich meine Schwester ansah, dann rang sie sich zwar ein Lächeln ab, aber viele Worte waren ihr nicht zu entlocken. Nach dem vorgezogenen Abendbrot machten wir uns dran die Koffer zu packen. Typisch für einen Jungen, hatte ich meine Klamotten schnell gepackt. Tasche auf, alles rein, Tasche zu. Nur die Klamotten für den morgigen Tag ließ ich draußen und ging zu Kai-jin ins Zimmer.
“Naa…?” betrat ich fragend den Raum, “alles OK?”
“Hmm..” mehr bekam ich als Antwort nicht.
“Kai-jin, es tut mir leid, was heute passiert ist.” und ich erklärte ihr, was am Nachmittag passiert war, wie ich immer wieder eine Gelegenheit gesucht hatte, sie und Theresa zu befreien, wie ich versucht hatte von hier wegzukommen und auch Frau Ratelli davon zu überzeugen nach ihr und Theresa zu suchen.
Kai-jin lächelte! Nicht das sie mich auslachte, nein, sie lächelte in einer so liebevollen Art, die regelrecht etwas mütterliches hatte, das mir irgendwie ganz warm ums Herz wurde.
“Ich bin dir gar nicht mehr böse, eher auf mich selbst. Das ich mich auf dieses Spielchen eingelassen habe. Aber der Nachmittag war auch sehr interessant.”
“Interessant?” ich war etwas konsterniert. “Wieso interessant?”
“Ich habe mich die ganze Zeit über mit Theresa unterhalten, irgendwie mussten wir ja die Zeit totschlagen.”
“Und was war daran so interessant?” ich begriff noch immer nicht so ganz, was daran so interessant sein sollte oder konnte.
“Wir haben über uns gesprochen, über uns beide, wie das passiert ist, warum das passiert ist, und was wir machen können.”
“Was sollen wir schon machen?” irgendwie verwirrten mich Kai-jins Antworten eher, als das die mir Klarheit verschafften.
“Du weißt über Theresa Bescheid, über ihren Vater, über ihre Kindheit. Das hat sie uns doch erzählt…”
“Ja aber was hat das mit uns zu tun? Das verstehe ich nicht so ganz?” langsam hatte ich nicht das Gefühl das ich auch nur annähernd begriff, worauf meine Schwester hinaus wollte.
“Naja, Theresa meinte, uns erginge es ja auch nicht viel anders als Ihr!”
2 replies on “Georg Genders Schwester.”
Eine der besten Geschichten die ich je gelesen habe. Ich würde mich freuen wenn es bald weiter geht.^•^
Einer der besten Geschichten die ich je gelesen habe. Ich würde mich freuen wenn es bald weiter geht.^•^