Ich nickte nur, und als meine Mutter sich aufmachte, das Zimmer zu verlassen, schob ich noch schnell ein “OK Mum!” hinterher. Dann ließ ich mich mit lauten Aufatmen auf meinem Bett nach hinten fallen.
Ich begann ein bisschen zu grübeln, über das was heute passiert war. Wie war es eigentlich dazu gekommen? Was hatten wir getan? Würde nicht der Tag kommen, an dem wir das alles einmal bitter bereuen würden? Was wäre, wenn wir erwischt worden wären? Hatte uns vielleicht irgend jemand beobachtet, vielleicht der Förster, den mein Vater gut kannte, und der würde meinem Vater erzählen, was er gesehen hatte?
Ja aber Katrin hatte es ja auch gewollt, sagte eine innere Stimme zu mir. Aber durfte ich das zulassen? Nun, was passiert war, war passiert. Rückgängig ließ sich das jetzt auch nicht mehr machen. Aber wie sollte es weitergehen? Ich hatte ein bisschen Angst vor mir selbst. Ich brauchte jemanden zum Reden, und doch konnte ich mich niemandem anvertrauen. Das was heute passiert war konnte ich unmöglich jemandem erzählen. Meine Angst vor den Konsequenzen einer Beichte war noch viel größer, als die Angst vor dem, was als nächstes passieren würde, wenn ich die Situation nicht bereinigte. Ich fragte mich, was Katrin jetzt wohl gerade machte, ob sie auch diese Gedanken hatte? Wie sich jetzt wohl fühlte? Hoffentlich ging es ihr jetzt nicht schlecht. Hoffentlich gibt sie mir nicht die Schuld.
Mir wurde klar, dass ich Angst hatte meine Schwester zu verlieren. Ich befürchtete sie würde mich irgendwann von sich stoßen. Würde sie mich vielleicht einmal dafür hassen.
Um so mehr ich mich gedanklich mit den Geschehnissen des Nachmittags auseinandersetzte, um so klarer wurde mir eine Tatsache bewusst, ich hatte mich in meine eigene Schwester verliebt! In dem Moment als mir das klar wurde, dachte ich wieder an den Satz, den Katrin heute Nachmittag gesagt hatte, sie sei ja nicht meine richtige Schwester. War das eine Entschuldigung oder gar eine Erklärung?
“Essen!” riss mich der Ruf meiner Mutter aus meinen Gedanken. Ich ging nach unten zum Abendessen, obwohl ich keinen richtigen Appetit hatte. Katrin saß schon am Tisch, und als ich herein kam, schaute sie beschämt zu Boden. Mir wurde heiß und kalt zugleich. Beim Abendessen bekam ich kaum einen Happen runter.
2 replies on “Georg Genders Schwester.”
Eine der besten Geschichten die ich je gelesen habe. Ich würde mich freuen wenn es bald weiter geht.^•^
Einer der besten Geschichten die ich je gelesen habe. Ich würde mich freuen wenn es bald weiter geht.^•^